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Wer darf in Demmin

Fundtiere aufnehmen?

fundtiere DemminRings um Demmin lassen Kommunen mittlerweile ihre Fundtiere durch den Demminer Tierschutzverein betreuen. Nur die Hansestadt selbst schließt sich nicht an.
Die Hansestadt Demmin hat die Verwahrung von Fundtieren neu geregelt. Ziel war es, berichtet Jörg Küthe, der Leiter des Ordnungsamtes, die Verträge an die Preisentwicklung anzupassen – schließlich werde sowohl Tierfutter als auch Personal immer teurer.
Diese „Anpassung“ erfolgte, so Küthe, auf dem Wege der sogenannten Verhandlungsvergabe. Das heißt, dass durch die Stadtverwaltung einige Anbieter angeschrieben und zur Abgabe eines Angebotes aufgefordert werden – wer dabei das günstigste Angebot vorlegt, der erhält dann den Auftrag. Voraussetzungen seien lediglich eine tierschutzrechtliche Genehmigung, gewisse bauliche Voraussetzungen und ausreichend Kapazität zur Verwahrung von Fundtieren; in Demmin geht die Verwaltung von etwa zehn Hunden und 20 Katzen pro Jahr aus.
Doch ganz so einfach ist es nicht. Denn die Rechtslage hat sich zwischenzeitlich geändert: Seit Juli 2020 gilt in Mecklenburg-Vorpommern eine neue Fundtierverwaltungsvorschrift. Und die hat es in sich. Denn zum einen gelten danach als Fundtiere nunmehr alle „Tiere, die üblicherweise vom Menschen gehalten werden, wie Hunde, Katzen, Ziervögel, landwirtschaftliche Nutztiere oder Tiere, die nicht den hier sonst lebenden Wildtieren zuzurechnen sind“.
Nun dürften Leguane, diverse Giftschlagen aus den Tropen oder Großpapageien auf den Straßen der Hansestadt eher selten aufgegriffen werden. Doch falls ein Fundtier anfällt, das eben kein Hund oder keine Katze ist, dann müsste es von einem solchen Vertragspartner eigentlich ebenfalls aufgenommen werden.
Verwahrung umfasst die Pflege und Ernährung
Dazu reicht es nicht aus, das Tier irgendwo einzusperren. Denn laut Fundtierverwaltungsvorschrift umfasst die Verwahrung „die Ernährung, Pflege, verhaltensgerechte Unterbringung“ sowie auch die tiermedizinische Versorgung der Fundtiere. Zugleich mit diesen Klarstellungen hat das Land seinerzeit die „Aufbewahrungsfrist“ für Fundtiere von vier Wochen auf ein halbes Jahr erhöht, was bei etlichen Kommunen aufgrund der zu erwartenden Kosten Besorgnis auslöste.
Und noch eine weitere Überraschung enthält die Verwaltungsvorschrift: Für frei lebende Katzen – die eben nicht zu den Fundtieren gehören – sind, so schreibt es die neue Regelung vor, betreute Futterstellen mit gezielten Maßnahmen zur Populationskontrolle anzubieten. Das liest sich wie ein Auftrag, den eigentlich nur noch der Tierschutz qualifiziert übernehmen kann? Das Amt Demmin-Land jedenfalls hat die Betreuung von Fundtieren bereits vor einem Jahr komplett an den Tierschutzverein Demmin neu vergeben, nachdem der Vertrag zunächst lediglich für die Katzen galt.
Die Hansestadt Demmin allerdings sieht keine Veranlassung, an der bisherigen Regelung etwas zu ändern: Fundtiere gingen bislang an die Tiersammelstelle von Henry Ciesilski in Schönfeld. Und so wird es wohl auch bleiben, meint Kerstin Lenz, die Vorsitzende des Tierschutzvereins Demmin e.V., der in Randow ein Tierheim und zudem das Katzenhaus in Neukalen unterhält: „Wir haben ein Schreiben der Stadtverwaltung erhalten. Darin steht, dass aus preislichen Gründen ein anderer Anbieter gewählt wurde – insbesondere aber aufgrund der Tatsache, dass die Aufnahme von Fundtieren außerhalb der Öffnungszeiten der Tierheime sowie nachts, am Wochenende und an Feiertagen nicht garantiert werden kann.“
Nachts können Tiere gebracht werden
Das stimme so nicht, zürnt die Tierheim-Chefin: „Die Aufnahme schon, aber die Abholung nicht! Nachts müssen Fundtiere zu uns gebracht werden. Das funktioniert in anderen Bereichen tadellos, auch in Malchin, wo wir nun seit dem 1. Januar einen Vertrag haben.“ Und so werden auch weiterhin Fundhunde aus Demmin in Schönfeld im Zwinger landen, und die Katzen in einem Container auf dem Betriebsgelände der DHC GmbH in der Reuterstadt Stavenhagen. Ansonsten vermietet das Unternehmen, dessen Geschäftsführer Henry Ciesilski ist, Baumaschinen und übernimmt Containerdienste.
Und die Reuterstadt Stavenhagen? Lässt ihre Fundtiere durch den Tierschutzverein Demmin betreuen. Bürgermeister Stefan Guzu ist mit dieser Regelung sehr zufrieden: „Das bringt Entlastung für unsere Mitarbeiter. Wir können uns darauf verlassen, dass die Tiere stets zuverlässig versorgt werden.“ Es sei „gut investiertes Geld“, betonte Guzu, davon habe er sich bei der Einweihung der Quarantänestation in Randow persönlich überzeugt.

Quelle: Nordkurier