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Dogge vertreibt Familie ...

... aus eigener Wohnung

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Es sollte eine Überraschung für die Kinder der jungen Warener Familie werden: Ein Hund sollte das gemeinsame Glück perfekt machen. Doch mit der 75-Kilo-Dogge Justus holten sich die Tierfreunde den Horror ins Haus. Fälle wie dieser sind leider keine Seltenheit, sagen Tierschützer.

WAREN. Justus – so heißt die 75-Kilo-Dogge, die im beschaulichen Waren an der Müritz derzeit für Aufregung sorgt. Der Name bedeutet „der Gerechte“. Doch so ganz gerecht war das Tier vielleicht doch nicht, als es in der Wohnung einer jungen fünfköpfigen Familie ein neues Zuhause finden sollte – und prompt das Kommando über die ganze Familie übernahm. Die Eltern mit drei kleinen Kindern hatten das Tier über die Internet-Plattform „Ebay Kleinanzeigen“ gekauft. Dort wurde der Rüde als Familientier angepriesen. Ein erstes Kennenlernen gab es nicht – für 50 Euro brachte der Vorbesitzer das Tier direkt zum Wohnblock. Rückgabe ausgeschlossen.

So weit, so gut. Doch dann begannen die Probleme. Der Umgang mit dem Tier gestaltete sich schwierig. Der Polizei sagte die Familie später, dass der Hund begonnen habe, um sich zu beißen.

Um Justus zu beruhigen und an die neue Umgebung zu gewöhnen, ging der Familienvater mit dem Hund Gassi. Seine Frau und die Kinder deponierte er sicherheitshalber bei den Nachbarn. Anschließend blieb der Mann mit dem Hund allein in der Wohnung zurück – angeblich verbrachte er aus Angst vor dem Tier vier Stunden auf dem Balkon. Ein Versuch, den Hund doch seinem Altbesitzer zurückzugeben, scheiterte.

Am Ende wusste der Vater nicht mehr weiter und rief Polizei und Ordnungsamt um Hilfe. Doch auch die Beamten konnten das Tier nicht bändigen. Sie hielten den Hund sogar für gefährlich, da er sich auch von ihren Befehlen unbeeindruckt zeigte. Schließlich riefen sie einen Tiermediziner, der die Dogge mit einem Betäubungsgewehr ausschaltete. Justus wurde in einen Zwinger des Tierschutzvereines Waren gebracht. Mittlerweile ist er im Tierheim Malchow untergekommen. Dort verhält sich der Riesenhund nach Angaben der Vorsitzenden des Warener Tierschutzbundes, Margret Kuhlmann, weitgehend unproblematisch: „Der Hund zeigt zwar ein dominantes Verhalten, hört aber auch auf Kommandos, die man ihm gibt.“ Zum Beispiel reagiere Justus auf den Befehl „Ab auf die Couch“.

Die Polizei ermittelt nun gegen den Vorbesitzer – der Verdacht des Betruges steht im Raum. Es werde aber auch ein falscher Umgang der Neubesitzer mit der Dogge überprüft. Unstrittig ist, dass die Familie mit dem Hund überfordert war, so eine Polizeisprecherin. Für Tierhaltungs-Experten ist dieser Fall eine besonders krasse Variante eines bekannten Problems: Tierhalter informieren sich nicht gründlich genug, bevor sie ein neues Tier anschaffen. Wer so etwas vorhat, sollte immer einen Experten zurate ziehen, sich gründlich belesen oder mit anderen Tierhaltern austauschen – und das Tier auf jeden Fall in Ruhe kennenlernen.
Quelle: Nordkurier 14.04.2018 Autor: Gunnar Meiselbach