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Alt Tellin muss letzte Mahnung gewesen sein:

Aktionstag gegen Massentierhaltung

AltTellin 1Am Samstag, dem 28. August 2021, demonstrierte der „Aktionskreis Alt Tellin“ – unterstützt von einer Reihe bundesweiter Organisationen – mit einem Aktionstag gegen Tierfabriken.

Gut 5 Monate nach dem Brand der Ferkelzuchtanlage in Alt Tellin kamen unter dem Motto „Herzen auf – Tierfabriken zu“ an der abgebranten Anlage 400 Menschen zusammen, um gemeinsam für eine Agrarwende zu demonstrieren.

Die größte Demonstration an diesem Ort seit Bau der Anlage 2010 setzte damit ein kraftvolles Zeichen für ein Umdenken im Umgang mit Tieren und für neue Wege in der Landwirtschaft. Mit einem großen Menschenbild in Form eines X an der Brandstelle zeigten die Teilnehmenden ihren Protest gegen den Wiederaufbau der Anlage – weder hier in der Region, noch an einem anderem Ort.

„Alt Tellin muss für uns die letzte Mahnung gewesen sein. Solche Anlagen sind nicht nur für das Klima schädlich, sondern auch im Sinne des Tierwohls nicht hinnehmbar“, so Leo Kraus, Pressesprecher des Aktionskreises Alt Tellin. „Es zeigt sich, dass diese Fabriken sowohl für die Behörden wie auch für die Betreiber unkontrollierbar sind. Wir müssen jetzt bundesweit ein Ende der Massentierhaltung einleiten!“

Bei der Demonstration schilderten verschiedene Betroffene die Probleme der aktuellen Agarpolitik. Dabei wurde nicht nur das immense Tierleid angeprangert, sondern auch auf die Umweltfolgen der intensiven Tierhaltung hingewiesen und die schlechten Arbeitsbedingungen der Menschen, die in diesen Fabriken arbeiten, kritisiert.

Umrahmt wurde der Aktionstag mit einem Kulturprogramm, sodass ein vielfältiger Begegnungsort entstand. Es gab akrobatisches Theater, kreative Kunst und verschiedene Musikeinlagen. Vor Ort konnte sich für weitere Aktionen vernetzt und ausgetauscht werden.

„Wir werden wiederkommen, bis die Anlage final verhindert wurde!“, kündigte der Aktionskreis abschließend an.

Pressekontakt:
Leo Kraus +49 152 1534 9713
E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
Bilder des Aktionstages: https://media.greenpeace.org/shoot/27MDHUWH162E

Hintergrund zur Brandkatastrophe in Alt Tellin
Am 30. März 2021 brannte Europas größte Schweinezuchtanlage in der kleinen Ortschaft Alt Tellin im Landkreis Vorpommern-Greifswald vollständig ab. Bei dem Inferno sind rund 50.000 Schweine verendet. Die Anlage war 2010 trotz zahlreicher Proteste und fachlicher Einwände genehmigt worden. Bis 2013, also in den ersten 3 Jahres des Anlagenbetriebs, wurden über 100 Verstöße, unter anderem gegen Auflagen für Brandschutz, Tierschutz, Umweltschutz und Tiergesundheit, sowie mehrfache Überbelegungen, dokumentiert. Aufsichtsbehörden waren überfordert, während Anwohner*innen über Jahre hinweg von Gestank und Lärm betroffen waren. Beim Brand der Anlage wurden auch zahlreiche Kunststoffe freigesetzt und ein Ascheregen ging in der Region nieder. Eine riesige Abgaswolke war bis ins 30 Kilometer entfernte Anklam sichtbar. Obwohl Gutachten zur Brandursache noch ausstehen, spricht sich sowohl der Betreiber, das Agrarunternehmen LFD Holding, als auch die Landespolitik für einen Wiederaufbau der Anlage aus.

Mangelhafter Brandschutz für große Tierhaltungsanlagen
Dass Brandschutzkonzepte für derart große Ställe im Brandfall nur begrenzt effektiv sind, hatten verschiedene Organisationen schon seit Jahren kritisiert. Der BUND hatte 2012 Klage gegen gegen die Genehmigung der Anlage in Alt Tellin vor dem Verwaltungsgericht Greifswald erhoben. Mit detaillierten Gutachten wurden unter anderem unbeherrschbare Brandgefahren in der Megastallanlage vorgetragen. Das Verwaltungsgericht hatte zuletzt 2017 die Verhandlung der Klage ausgesetzt, nachdem stundenlang ergebnislos über den unzureichenden Brandschutz debattiert wurde. Nun hat der Brand mit seinem verheerenden Ausmaß einmal mehr gezeigt, dass eine Rettung zehntausender Tiere im Brandfall unmöglich ist.

Andauernder Protest in der Region
Nicht erst seit dem Brand gibt es Widerstand gegen die Anlage in Alt Tellin. So kam es schon 2009, noch vor Errichtung der Anlage, zu einer zeitweisen Besetzung des Bauplatzes. Seit 2010 treffen sich durchgehend jeden Montag zwischen 17 und 18 Uhr Engagierte zu einer öffentlichen Mahnwache direkt am Eingang der Anlage. Die Mahnwache wird auch weiterhin stattfinden und ist offen für alle Interessierten.

Über den „Aktionskreis Alt Tellin“:
Nach der Brandkatastrophe haben sich im April 2021 Betroffene aus der Region Vorpommern zum „Aktionskreis Alt Tellin“ zusammengefunden, um den Wiederaufbau einer solchen Anlage in Alt Tellin und in der Region mit kreativen Aktionen zu verhindern. Industrielle Tierhaltung steht dabei besonders in der Kritik. Der Aktionskreis ist überparteilich und unabhängig. Als Initiative ist der Aktionskreis von ehrenamtlich Engagierten getragen und auf weitere Unterstützung angewiesen. Wir freuen uns über weitere Aktive, die sich gegen Tierfabriken engagieren wollen. Wir grenzen uns in unserem Protest klar ab von menschenverachtenden Aussagen und Haltungen.

Quelle: greenpeace