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Das ist die

Ferkelzuchtanlage Alt Tellin

AltTellin2Alt Tellin ·
Alt Tellin und seine riesige Sauenanlage – das ist eine lange Geschichte voller Streit und Ärger. Angefangen 2010, als nach zweijährigem Genehmigungsverfahren die Mega-Anlage „Grünes Licht“ für die Inbetriebnahme erhielt.
Von Anfang an gab es Widerstand in Teilen der Bevölkerung und vor allem von Umweltverbänden. Der BUND, zahlreiche Anwohner und die Bürgerinitiative „Rettet das Landleben im Tollensetal” klagten auch danach gegen die Anlage unter anderem wegen befürchteter Verstöße gegen das Tierwohl.
Berüchtigter Schweinehalter Straathof
Anfangs betrieb die Straathof Holding die Anlage. Chef Adrianus Straathof war in der Branche für seine auf Effizienz getrimmte Arbeit mit Tieren berüchtigt. Er betrieb Anlagen in Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt und anderen Bundesländern.
Der Niederländer musste 2014 alle Schweineanlagen an die LFD Holding abgeben und erhielt ein bundesweites Tierhaltungsverbot. 2016 bekam er ein Berufsverbot ausgesprochen.
Kranke Tiere seien nicht ausreichend versorgt worden, mit der Folge zahlreicher unzureichend oder gar nicht behandelter Verletzungen und Erkrankungen. Corinna Cwielag vom BUND sprach vor einigen Jahren von „eklatanten Verstößen gegen Umweltauflagen“ in allen drei Standorten in Mecklenburg-Vorpommern. Ein Beispiel sind zu hohe Kohlendioxid-Vorkommen in den Anlagen.
Ferkel ersticken wegen defekter Lüftung
Im Jahr 2020 verkaufte die LFD die Anlagen an die in der Schweiz ansässigen Terra Grundwerte AG. Kurz vor dem Verkauf machte die Schweinezuchtanlage erneut Schlagzeilen, als mehr als 1000 Ferkel durch defekte Lüftungsanlagen in den Ställen erstickten.
Das Unternehmen selbst hatte den Vorfall den Aufsichtsbehörden des Landkreises gemeldet. Es habe sich um „eine individuelle Konstruktionsschwäche der Anlage“ gehandelt. Der Mangel sei umgehend behoben worden, seitdem habe man von den Behörden auch keine Rückmeldung dazu bekommen.
Der Darstellung wiederum widersprach der Landkreis Vorpommern-Greifswald. In der Tat sei der Vorfall binnen kürzester Zeit gemeldet worden, so Kreis-Sprecher Achim Froitzheim. „In Absprache mit anderen Behörden wurden technische Kontrollen der Anlage angesetzt und sind auch bereits erfolgt“, erklärte er. Der Kreis habe wenige Wochen nach dem Vorfall Anzeige erstattet.
Gülle-Belästigung im Umland
Erst wenige Wochen vor dem Ausfall der Lüftungsanlage war es zu einer anderen Havarie im Betrieb gekommen. Dabei war eine größere Menge Schwefelsäure auf dem Gelände ausgelaufen.
Die Anwohner rund um Alt Tellin fühlen sich aber auch immer wieder von Emissionen belästigt. Die bekanntlich größte Schweinezuchtanlage Europas hält in Spitzenzeiten 10.500 Muttersauen, die jährlich rund 250.000 Ferkel werfen. 2019 produzierten die Tiere schätzungsweise etwa 65.000 Tonnen Gülle, die auf den Feldern und Wiesen im Umland zur Düngung benutzt werden.
Die Tankwagen wiegen bis zu 40 Tonnen. Etwa alle 15 Minuten verlässt einer von ihnen die Ferkelzucht, passiert das Ortsschild der Gemeinde Daberkow, rollt innerorts die Dorfstraße entlang, biegt an der Dorfkirche nach links ab und verlässt die Ortschaft wieder im Osten. Wenige Minuten später wiederholt sich das Schauspiel. Den Anwohnern schmeckt das überhaupt nicht.

Quelle Nordkurier