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Tierschutz auf Usedom: Darum sollten

Freigänger-Katzen kastriert werden

KatzenUsedomTausende freilaufende Katzen dürfte es im Landkreis Vorpommern-Greifswald geben. Ein wachsendes Problem. Betreiber von Tierhöfen und der Tierschutzverein der Insel fordern endlich gesetzliche Regelungen, die auch eine Kastrationspflicht beinhalten.

Insel Usedom/Wolgast
Wieder ist eine Katze in die Lebendfalle getappt. Gerd Eitner bringt die Mieze zum Tierarzt und lässt sie kastrieren. Nach dem Eingriff nimmt der Zinnowitzer das Tier mit nach Hause. „Wenn die Katze aus der Narkose erwacht ist, bringen wir sie dahin zurück, wo wir sie eingefangen haben“, sagt der 75-Jährige. Dafür fährt er bis nach Rankwitz.
Dort wurde der Vierbeiner entdeckt und dem Tierschutzverein Insel Usedom gemeldet. „Im vergangenen Jahr haben wir 70 Katzen kastrieren lassen“, sagt Eitner, der seit 2020 Vorsitzender des Vereins ist. Wer trägt die Kosten für den Tierarzt? „Da bekommen wir Unterstützung vom Landesverband. Pro Katze sind es 50 Euro, pro Kater 25. Das reicht aber längst nicht aus“, sagt der Zinnowitzer.
Der Verein finanziere sich über Spenden. „Leider verzeichnen wir da einen Rückgang. Das gilt auch für unsere Futterboxen in den Discountern. Durch die fehlenden Urlauber fallen die Spenden auch da viel geringer aus“, beklagt Eitner.
31 Futterplätze auf Usedom
Doch die Arbeit wird nicht weniger, denn die Zahl der streunenden Katzen auf Usedom und rund um Wolgast nimmt wieder zu. Laut Eitner kommen zu den 31 Futterplätzen auf der Insel regelmäßig um die 130 Katzen.
„Einen großen Futterplatz haben wir in Stubbenfelde“, sagt Sophie Möllnitz vom Tierhof Labömitz. Sie geht von mehr freilaufenden Katzen auf der Insel aus. „Das große Problem ist, dass die Leute ihre Katzen nicht kastrieren lassen. So steigt die Population immer weiter. Für viele hat die Katze keinen Wert mehr“, sagt die 24-jährige Tierpflegerin.
Die drei Katzenhäuser auf dem Gelände des Hofes sind voll. Aufgenommen werden zumeist junge Katzen. Die Vermittlung sei schwierig. „Tiere, die besondere Farben haben, werden gerne genommen. Schwarze und ältere Katzen bleiben länger hier“, sagt Sophie Möllnitz, die neben Katzen auch Kaninchen, Frettchen, Ziervögel, Tauben, Schafe und Hunde auf dem Gelände hat.
„Von uns wird erwartet, dass wir die Tiere aufnehmen. Wir helfen, wo wir können. Aber manchmal ist es zu viel“, so die Tierpflegerin, die eine behördliche Kastrationspflicht für Privatkatzen mit Freigang fordert. „Sonst bekommen wir das nicht in den Griff.“
Verordnung zum Schutz freilebender Katzen
Deutschlandweit gebe es das schon in vielen Städten und Gemeinden. Im Landkreis Vorpommern-Greifswald gibt es so eine gesetzliche Grundlage noch nicht. Der Anstoß ist aber erfolgt: Im vergangenen Sommer hat der Kreistag die Verwaltung mit der Erarbeitung einer Verordnung zum Schutz freilebender Katzen beauftragt. An Katzenhalter erging zugleich der Appell, ihre Katzen kastrieren zu lassen, um ungewolltem Nachwuchs vorzubeugen.
Wann kommt die Katzenschutzverordnung? „Wir brauchen etwa ein Jahr für die Erarbeitung einer Katzenschutzverordnung. Dazu bedarf es einer gesetzlichen Grundlage auf Landesebene. Für Anfang des vierten Quartals 2021 ist mit der entsprechenden Katzenschutzverordnung zu rechnen, an der wir als Kreis unser Verwaltungshandeln ausrichten können“, so Kreissprecher Achim Froitzheim. Neben der Kastration gehe es auch um Kennzeichnungs- und Registrierungsgebote für Freigängerkatzen. Ziel sei es, „die verantwortungslose Vermehrung von Katzen nicht mehr zu dulden, sondern dagegen einzuschreiten.“
10 000 Euro pro Jahr für Fundtiere
Die Verordnung fehlt noch, dafür wurde im vergangenen Jahr aber die Verwaltungsvorschrift des Landes dahingehend geändert, dass neben entlaufenen Hunden nun auch frei lebende Katzen wie Fundsachen zu behandeln sind. Da kommen auf Gemeinden und Ämter höhere Kosten zu. „Pro Jahr planen wir für Fundtiere 10 000 Euro ein. Damit werden wir jetzt wohl nicht mehr auskommen“, sagt Tobias Menge vom Amt Usedom-Süd.
Ein Beispiel: „Wir hatten kürzlich eine Fundkatze, die von einem Auto angefahren wurde und verletzt war. Ein Bürger brachte sie zum Tierarzt. Weil kein Besitzer zugeordnet werden konnte, bekamen wir die Rechnung – 700 Euro“, so Menge.
Mit 10 000 Euro im Jahr für Fundtiere wird auch das Amt Usedom-Nord nicht mehr auskommen, wie Ordnungsamtschef Bernd Meyer prophezeit. Das Amt habe einen Vertrag mit dem Tierhof in Wolgast. „In der Vergangenheit ging es vor allem um Fundhunde. Nun beschäftigen uns immer häufiger auch Katzen. Allein in diesem Jahr werden es 1000 Euro mehr für Tierarztkosten sein.“ Im Tierhof Labömitz seien für Kastrationen allein im Februar 1000 Euro aufgelaufen, wie Sophie Möllnitz berichtet. Seit 2018 wird die Einrichtung vom Berliner Verein „Aktion Tier – Menschen für Tiere“ finanziell unterstützt. Die Hauptstädter helfen mit einem monatlichen Betrag und mit Trockenfutter.
Mehr als 900 Katzen versorgt und weitervermittelt
Von einer Zunahme streunender Katzen berichtet auch Bärbel Leistner, Leiterin des Wolgaster Tierhofes. „Eigentlich wurde unser Tierhof mal für Hunde gebaut. In den vergangenen 15 Jahren haben wir aber hier um die 900 Katzen versorgt und größtenteils weitervermittelt.“ Vier wilde Katzen habe sie aktuell auf dem Hof, 20 würden „draußen laufen“.
Während der Tierschutzverein der Insel noch mit dem Wolgaster Tierhof zusammenarbeitet, sind die Kollegen in Labömitz die Ansprechpartner für die Gemeinde Ostseebad Heringsdorf und das Amt Usedom-Süd. „Uns hat vor allem das Projekt ‚Kitty‘ geholfen. Dadurch sind die Kosten für die Gemeinde gesunken“, sagt Chris Willert vom Heringsdorfer Bürgerbüro. In den Kaiserbädern gibt es gegenwärtig für Katzen vier Futterstellen in Ahlbeck, zwei in Heringsdorf und Bansin sowie eine in Sellin.

Quelle Nordkurier