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Ängstlicher Hund

nach 75 Tage Odyssee eingefangen

Strassenhund

Länger als zwei Monate irrte Ice durch Mecklenburg-Vorpommern. Es stand schlecht um ihn. Nun ist er in Sicherheit und hat eine neue Chance auf ein Happy End.

Sadelkow · Völlig verängstigt hat Ice eine Odyssee hinter sich. Der zehnjährige Hund hat sein ganzes Leben in einem Tierheim in Rumänien verbracht, wurde dann von Tierschützern ins Tierheim Sadelkow gebracht, von dort in sein neues Zuhause in Ankershagen vermittelt und riss dann aus.

Sage und schreibe 75 Tage lang irrte der Mischling durch Mecklenburg-Vorpommern, wurde bei Mirow und Neustrelitz, später im Raum Greifswald gesichtet. Unentwegt versuchten Tierschützer, den Rüden einzufangen. Auf sich allein gestellt hatte er wenig Überlebenschancen. Doch scheu wie ein Reh, ließ er niemanden an sich heran. Bei einer großangelegten Aktion mit vielen Helfern gelang es jetzt endlich, den Angsthund zu fangen.

Spielende Kinder verscheuchten ihn
Heino Krannich vom gleichnamigen Tierparkservice, ein Spezialist für Wildtierbetäubung und Distanznarkose, lockte den Hund in einem Gewerbegebiet in Ribnitz-Damgarten in eine Falle, teilte das Tierheim Sadelkow mit. Zuvor habe ein Anwohner begonnen, den Hund über mehrere Tage hinweg vorsichtig anzufüttern. Die Tierrettung Greifswald habe den Vorgang begleitet. Heino Krannich habe dann eine große Lebendfalle aufgestellt. Ice habe kaum Scheu vor der Falle gezeigt. Die Chancen, dass er bald „hineinspaziert” hätten gut gestanden. Doch dann verscheuchten spielende Kinder den Hund und die Tierschützer mussten wieder bei Null anfangen.

Der Anwohner fütterte den Hund weiter und es folgte ein „detaillierter aber schneller Behördenmarathon”. Die Deutsche Bahn wurde eingeschaltet, denn der Bewegungsraum des Hundes befand sich teilweise auf Bahngelände. Außerdem stellten sich zwölf Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr Ribnitz-Damgarten als Streckenposten zur Verfügung. Eine neue Falle wurde aufgestellt – und die schnappte um 19.42 Uhr zu. „Endlich kam der erlösende Anruf und wir konnten einen größeren Einsatz abblasen”, berichteten die Helfer vom Tierschutzverein Sadelkow.

Bei Pflegehunde Ostseeschnuten in Ribnitz-Damgarten, einer ehrenamtlichen Auffangstation für Hunde aus dem Ausland, erholt sich Ice von seinen Strapazen. „Nun darf Ice erst mal zur Ruhe kommen und wird durchgecheckt, nicht zuletzt aufgrund einer unterbrochenen Herzwurmbehandlung. „Wir hoffen, dass er nun bereit ist, bei seiner neuen Bezugsperson anzukommen”, so die Tierretter. „Für unseren Verein war es das erste Mal, dass wir selbst so hautnah mit der Sicherung eines entlaufenen Auslandshundes konfrontiert wurden.” Ihr Dank gelte unter anderem der Tierrettung Greifswald, dem Tierschutzverein Demmin, der Polizei, der Bundespolizei, der Feuerwehr und vielen, vielen ehrenamtlichen Helfern.

Allein hätte er wohl nicht überlebt
Völlig auf sich allein gestellt hätte Ice nach Einschätzung der Tierschützer nicht überlebt. Es gebe Hunde, die in der allergrößten Not Beute machen können, doch Ice habe das Jagen nie gelernt und keinerlei Jagdtrieb. Sein ganzes Leben habe er in dem Tierheim in Rumänien verbracht, habe bis zu seinem Umzug nach Deutschland nichts außer Beton und Gitterstäben gekannt.

„Solche Hunde haben vor allem Angst, vor Autos, Fahrrädern, sogar vor Gras. Sie kennen nichts, kein Halsband, keine Leine, keine Berührung“, erklärte Sandra Gorsler aus dem Tierheim Sadelkow dem Nordkurier. Tierheime in Rumänien seien mit denen in Deutschland nicht vergleichbar. In Massen seien die Hunde dort zusammengepfercht. So könne es dazu kommen, dass dort Hunde aufwachsen, ohne jemals Kontakt zu Menschen zu haben. Tragischerweise fürchte sich Ice nicht nur vor Menschen, sondern auch vor anderen Hunden und überhaupt vor allem und jedem. Niemand wisse, was genau der weiße Mischling mit dem braunen Schlappohr in dem Tierheim in Rumänien erlebt hat. Nun hat er eine neue Chance auf ein Happy End.

Quelle Nordkurier