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Fundtiere werden für

Kommunen im Peenetal kostspieliger

FundtierePeenetalWeil das Land und Tierschützer Druck machen, müssen auch die Ämter am mittleren Peenetal bei der Aufnahme und Unterbringung von Fundtieren neue Lösungen suchen.

Jarmen.
Der offizielle „Amtszwinger“ des Amtes Jarmen-Tutow im ehemaligen Lokschuppen auf dem alten Zuckerfabrikgelände der Peenestadt soll künftig nur noch zur vorübergehenden kurzen Aufnahme von Fundtieren dienen. Bestenfalls lediglich für ein paar Stunden oder über die Nacht.
Stattdessen sollen Bello oder Mautzi in eine professionell betriebene Unterbringung kommen, egal, ob nun von einem Verein oder einem Unternehmen getragen. Darauf hat sich der Amtsausschuss bei seiner Dezember-Sitzung geeinigt und gleichzeitig einem entsprechenden Vertragsabschluss mit dem Tierhof Wolgast zugestimmt. Auslöser ist eine Verwaltungsvorschrift vom Land zum Umgang mit herrenlosen Haustieren, welche auch die Kommunen am mittleren Peenetal zum Handeln zwingt.
Jarmen entscheidet sich für Wolgaster Partner
Die haben zwar schon lange immer wieder mit streunenden beziehungsweise zugelaufenen Hunden und Katzen zu tun, doch nicht zuletzt aus Kostengründen stets versucht, sozusagen nur das Nötigste bei der Abwicklung dieser Fälle zu tun. Im Bereich Jarmen etwa erst mit einer provisorischen Auffangstelle im Bereich der früheren Stallungen hinter der Kita Zarrenthin, seit 2012 dann mit dem Ausbau des ehemaligen Lokschuppens. In Loitz wiederum gibt es so etwas gar nicht.
Allerdings steht den Verantwortlichen nun nicht nur Schwerin auf den Füßen, sondern ebenso Tierschutzvereine, die die jeweilige Aufnahme und Unterbringung solcher Findel-Vierbeiner genauer unter die Lupe nehmen und bei Verstößen gegen Vorschriften ankreiden. Was in Jarmen bereits der Fall war, wie der dortige Ordnungsamtsleiter Rainer Hardt den Vertretern der Amtsgemeinden berichtete. „Da gibt es kein Wenn und Aber mehr, wir müssen da etwas unternehmen.“
Statt umfangreicher neuer Baumaßnahmen für bessere Bedingungen vor Ort und entsprechender Folgekosten für die Betreibung sieht die Verwaltung die Zusammenarbeit mit woanders bereits existierenden Einrichtungen als praktikabelste Lösung an. Letztlich seien dazu vier Tierheime beziehungsweise -pensionen aus der Umgebung angesprochen worden, zwei hätten Angebote gemacht – Wolgast und Demmin. „Demmin ist nicht schlechter, aber viel teurer als Wolgast“, begründete Hardt die Entscheidung für den etwas weiter entfernten Standort am Übergang zur Insel Usedom. Immerhin geht es um rund doppelt so hohe Beträge für die Unterbringung und damit zusammenhängenden Aufwendungen.
„Angestrebt ist bei uns nur noch die Aufnahme für einen Tag, um dann die Tiere nach Wolgast zu schaffen“, erläuterte der Rathaus-Mitarbeiter den Verfahrensweg. Wobei die Vierbeiner häufig ja auch erst noch eingefangen werden müssten. Für die schnellstmögliche Abwicklung sei jetzt ein zu jeder Wochen- und Tageszeit erreichbarer Bereitschaftsdienst eingerichtet, gegenwärtig übernehme er den meist selbst. Zwar gehöre zum eigenen Fuhrpark inzwischen extra ein „Hundefänger“-Auto und werde so manches Tier auf eigene Faust dingfest gemacht. Ansonsten aber sei damit eine Firma aus der Nähe von Stavenhagen beauftragt.
Allerdings befinde sich das Amt gegenwärtig noch in Gesprächen mit der Tierrettung Greifswald über eine in mehrerlei Hinsicht günstigere Paket-Lösung für die Kommunen. Die Organisation könnte als sogenannter Verwaltungshelfer agieren, erklärte der Ordnungsamtsleiter. Und in diesem Zuge die Rufbereitschaft samt Einfangen und Transport übernehmen.
Nahezu dreifache Kosten erwartet
Auch im benachbarten Amt Peenetal besteht bei den Fundtieren Handlungsdruck, weiß die Loitzer Bürgermeisterin Christin Witt. Beschlüsse seien aber bisher nicht gefasst, hier laufe noch die Abstimmung innerhalb von Verwaltung und Kommunen, erklärte sie dem Nordkurier. Gegenwärtig greife das Rathaus auf Unterbringungsmöglichkeiten im nahen Randow und in Greifswald zurück, wobei die Universitätsstadt vor allem bei den Katzen zum Zuge komme. Klar sei indes schon jetzt, dass die neuen Vorschriften einen finanziellen Mehraufwand für die Gemeinden bedeuten, machte die Rathauschefin klar. „Das ist für alle kostspieliger.“
Der Jarmener Ordnungsamtsleiter etwa geht für seinen Amtsbereich von künftig mindestens zwischen 15 000 Euro und 20 000 Euro Aufwand für Fundtiere aus. Bisher waren jährlich so um die 6000 Euro angefallen. Als besonders ärgerlich empfinde er den Umstand, dass dies vermutlich erst einmal vollständig von den Kommunen zu bezahlen sei, obwohl ihnen diese Aufgabe von Schwerin übertragen worden sei. „Deshalb müsste das eigentlich zu hundert Prozent vom Land kofinanziert werden.“ Noch aber sei das zumindest für 2021 nicht in Sicht.

Quelle Nordkurier