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Pommerscher Hühnerhalter

nach qualvollem Tod von 20 000 Tieren geschockt: „Wer tut sowas?“

BehrenhoffHuehnerDie Einbrecher ließen die Jalousien der Lüftungsanlage in Neu Dargelin bei Greifswald herunter, um die rund 20.000 Hühnchen zu töten. Die Alarmfunktion schalteten sie ebenfalls ab. Inhaber Jens Holzhausen ist schockiert. Er fragt sich, warum tut man so etwas?

Behrenhoff
Es ist ein trauriges Bild, was sich Jens Holzhausen auf dem Gelände seiner Hähnchenmastanlage in Neu Dargelin bietet. Mit einem Bagger transportiert einer seiner Mitarbeiter tote Hühnerkörper zu einem Spezialcontainer. Die Schaufel kippt, weiße Federn leuchten kurz im Abendlicht. „Ich mag nicht mehr hinsehen“, sagt Holzhausen. „Bitte, machen Sie keine Fotos davon.“
Holzhausen hat einen schlimmen Tag hinter sich. Am frühen Mittwochmorgen meldete sich sein Futtermeister telefonisch und berichtete über einen schrecklichen Fund: In Halle 2 seien fast alle Tiere tot. „Uns war sofort klar, dass das etwas mit der Luft zu tun haben muss“, so Holzhausen. „Nichts wirkt so schnell. Und am Futter kann es ja nicht gelegen haben, den anderen Tieren ging es ja gut.“
Hühner sind über Nacht erstickt
Der erste Verdacht der Mitarbeiter erhärtet sich und offenbart grausiges: Die Einbrecher haben die Lüftungsanlage sabotiert und so die Tiere erstickt. Drei Hähnchenställe hat Holzhausen in Dargelin, jeweils 23 000 Tiere hält er gemeinsam in einer Halle. „Normalerweise sind die Jalousien vor den Fenstern geöffnet, dann strömt Luft durch den Stall“, so Holzhausen. „Um die Temperatur zu erhöhen, für junge Tiere zum Beispiel, können die Jalousien teilweise geschlossen werden.“
Polizei bittet um Mithilfe
Wer hat auffällige Beobachtungen im Bereich des Hähnchenmastbetriebes in Neu Dargelin gemacht und / oder kann Angaben zu den Tätern machen? Der Einbruch muss zwischen Dienstag 16 Uhr und Mittwoch 6 Uhr stattgefunden haben. Hinweise nimmt die Polizei in Greifswald unter der Nummer 03834-5400, aber auch jede andere Polizeidienststelle entgegen.
Die Einbrecher allerdings setzten die manuelle Steuerung in Gang, mit der die Anlage für besondere Maßnahmen, wie die Desinfektion, luftdicht abgeschlossen werden kann. So sind die Tiere dann erstickt. Damit so etwas nicht passieren kann, gibt es eine Alarmanlage. „Diesen Knopf haben die Einbrecher offensichtlich auch gefunden“, sagt Holzhausen und deutet auf das Steuerpult der Temperatur und Lüftungsanlage. „Alarm aus“, ist dort zu lesen. „Ich nehme fast an, das waren Leute, die sich mit diesem Anlagentyp auskennen.“
Ratlos: Wer tut so etwas?
Die große Frage die Holzhausen bleibt, ist das warum. „Ich kann mir das nicht erklären“, sagt er. „Wer tut so etwas? Und warum?“ Es habe in der Vergangenheit keine Drohungen oder Ärger gegeben. Auch eine Tierschutzorganisation vermutet er nicht dahinter. „Sicherlich halte ich hier viele Hähnchen auf einem Raum. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass eine Tierschutzorganisation fast 20 000 Hühner tötet.“
Außerdem habe er mit solchen Organisationen bisher keine Probleme gehabt, ist sogar der Meinung, dass das grüne Gedankengut viel bewirkt habe. „Ich mache bei der Initiative Tierwohl mit und halte hier nur 23 000 Hühner pro Halle, zugelassen sind 27 000“, erzählt er. Auch ein persönlicher Rachefeldzug als Motiv erscheint ihm unwahrscheinlich. „Ich gehe davon aus, dass die Versicherung zahlt. Ein großer finanzieller Schaden entsteht dadurch also auch nicht. Aber um die Tiere tut es mir leid. Das geht mir schon an die Nieren.“
Rund 4000 Tiere haben überlebt
Sehr viel Lebenszeit hat ein Masthühnchen allerdings nicht (es werden männliche und weibliche Tiere gehalten, die Bezeichnung Masthähnchen stimmt also nicht ganz). Die getöteten Tiere waren etwa 22 Tage alt, rund drei Wochen hätten Hühner der Rasse „Ross“ noch bis zur Schlachtung gehabt.
Immerhin: Rund 4000, vielleicht auch 5000 Tiere haben die Nacht ohne Belüftung überlebt. „Die sind schon wieder am picken“, so Holzhausen. „Es ist ein Wunder, wie zäh die sind.“

Quelle Ostseezeitung