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Gassipflicht? Wichtiger wäre

für die Tierschützer ein Hundeführerschein

GassiPflichtMit der Haltung von Hunden in verdreckten Zwingern ohne Auslauf soll bald Schluss sein. Geht es nach den hiesigen Tierschützern, müsste zur Verbesserung der Situation jedoch noch an ganz anderer Stelle angesetzt werden.

Vorpommern. Ist das das Ende der Quälerei von Hunden? Die Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) plant strengere Regeln für die Haltung von Hunden. Sie sollen verhindern, dass weiterhin Hunde traurig in einem Zwinger sitzen und ihre einzige Beschäftigung darin besteht, aggressiv zu kläffen, sobald sich etwas bewegt. Oft sind die sozialen Kontakte dieser Hunde gleich Null, abgesehen davon, dass ihr Besitzer ihnen etwas zu fressen hineinstellt. Während der heißen Jahreszeit verschärft die Hitze immer wieder das Elend dieser Kreaturen. Betroffen davon sind vor allem Tiere im ländlichen Raum, wo der Platz für Zwingeranlagen vorhanden ist.

Durch die geplante neue Hundeverordnung sollen Hundehalter verpflichtet werden, zweimal täglich für insgesamt mindestens eine Stunde Auslauf für ihre Tiere zu sorgen. Zudem müssen sich Hundezüchter künftig täglich mindestens eine Stunde um ihre Welpen kümmern, damit diese sich an den Menschen gewöhnen. Dabei darf eine Person aber gleichzeitig höchstens drei Würfe zur selben Zeit betreuen. Weiter wird das Anketten von Hunden grundsätzlich untersagt und nur noch in Ausnahmefällen zulässig sein.

Nur ein erster kleiner Schritt
Noch ist die Verordnung nicht in trocknen Tüchern, sie soll Anfang 2021 laut dem Ministerium verkündet werden. Die Tierschutzorganisation „Vier Pfoten“ kritisiert allerdings schon jetzt, dass die Vorschriften nicht ausreichend sind, und fordert ein Verbot des Tierhandels übers Internet. Ebenfalls verboten werden sollte tierschutzwidriges Zubehör wie die Stachelhalsbänder. „Die erwähnte Gassi-Pflicht soll vor allem den Hunden zugutekommen, die dauerhaft im Zwinger gehalten werden. Für diese Tiere ist die Verordnung durchaus eine Verbesserung. Allerdings ist eine Stunde Auslauf pro Tag kaum eine Verbesserung“, so Susanne von Pölnitz, Pressesprecherin bei Vier Pfoten. Auch für Kerstin Lenz, Vorsitzende des Tierschutzvereins Demmin geht der Erlass zwar in die richtige Richtung, reicht aber bei Weitem nicht aus. So würde die Tierschützerin ein generelles Zwingerverbot veranlassen. Sie begründet ihre Forderung damit, dass Hunde im Grunde Familientiere sind, die ins Haus und auf den Hof gehören. „Zwingerhaltung ist vergleichbar mit Einzelhaft. Dabei ist der Hund ein Rudeltier mit einem sehr sozialen Wesen“, erklärt Kerstin Lenz.

Probleme oft durch Unkenntnis der Halter
Das Problem bei aggressiven Hunden, so die Vorsitzende des Tierschutzvereins, sei ohnehin meist am anderen Ende der Leine zu finden. Gemeint ist der Halter, dem das Fachwissen fehlt oder der bewusst seinen Hund aggressiv ausrichtet. Damit diese Tierquälerei ein Ende hat, fordert Lenz neben dem Chippen und der Registrierung der Hunde weiter einen Hundeführerschein für alle, die sich einen Hund zulegen möchten. Damit erhofft sich die Tierschützerin gleich mehrere Effekte. Der schnell gekaufte Hund im Internet oder auf irgendwelchen Märkten ist so nicht mehr möglich. Zuerst müsste sich ein künftiger Hundebesitzer mit den Fragen beschäftigen: Welche Hunderasse passt zu mir? Was für Voraussetzungen muss ich mitbringen, ist der Platz für den Hund groß genug? Wichtig ist auch, wie der Hund erzogen werden muss und was für Ansprüche dieser stellt. Eine weitere wichtige Frage ist laut Lenz, ob man genug Zeit für einen Hund hat. „Durch die Einführung eines Hundeführerscheins würden sicherlich wesentlich weniger Hunde gekauft werden. Aber die, die sich dann ein solches Tier zulegen, gehen mit dem wesentlich besser um“, glaubt Kerstin Lenz. Zugleich ist ihr aber natürlich bewusst, dass es immer wieder Verstöße geben wird, die noch intensiver durch die Behörden verfolgt werden müssen.