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VERSTOß GEGEN

DAS TIERSCHUTZGESETZ

HundBalkonDemminer Familie quält jungen Hund – aus Ahnungslosigkeit
Dieser Anblick hätte keinen Tierfreund kaltgelassen: Ein Welpe saß eingepfercht in einem viel zu kleinen Käfig auf dem Balkon eines Wohnhauses. Für die Nachbarn ein eindeutiger Fall von Tierquälerei. Doch die Besitzer sind sich keiner Schuld bewusst. Die Gründe dafür überraschen.
Demmin.
Diese Szenen in der Demminer Pestalozzi-Straße hätten wohl jeden Tierfreund schockiert: Die Bewohner eines Mehrfamilienhauses schreckten auf, als sie vor einigen Tagen plötzlich ein klägliches Jaulen und Bellen hörten, das ganz aus der Nähe zu kommen schien. Bei einem Blick aus dem Fenster konnten sie den Verursacher dann recht schnell entdecken: Es war ein Labrador-Bulldoggen-Mischlingswelpe auf dem Nachbarbalkon. Ohne Wasser und Futter war er dort in einem viel zu engen Käfig eingesperrt worden. Noch nicht einmal richtig bewegen konnte das Tier sich.
Die Nachbarn riefen die Polizei
Für die Anwohner war klar: Hier muss eingegriffen werden! Sie zögerten nicht lange und informierten den Demminer Tierschutzverein und die Polizei. Als die Beamten bei der Wohnung eintrafen, erklärten sie den Besitzern, dass eine derartige Hundehaltung gegen das Tierschutzgesetz verstoße und nicht ohne Konsequenzen bleiben würde. Wie Kreissprecherin Haidrun Pergande auf Nordkurier-Anfrage mitteilte, sei kurz danach auch die Veterinärbehörde über diesen Vorfall informiert worden.
Der Welpe sei getreten und geschlagen wordenAnwohner berichteten, dass der Umgang mit dem Vierbeiner in der Nachbarschaft schon längere Zeit für Unverständnis gesorgt habe. Der Welpe sei
von seinen Besitzern – einer wolgadeutschen Familie – sogar geschlagen und getreten worden. Der siebenjährige Sohn würde mit dem Hund zwar regelmäßig ein kurzes Stück Gassi gehen, habe ihn dabei aber überhaupt nicht unter Kontrolle gehabt.
„Der Hund gehört unserem Sohn, also soll er sich auch um ihn kümmern!”
Als der Nordkurier die Besitzer mit diesen Vorwürfen konfrontierte, beschrieben sie die Situation etwas anders. Der Mischlingshund sei ein Geschenk für den Sohn gewesen. Weil es sein Haustier ist, solle auch er sich darum kümmern, so der Standpunkt der Eltern. Doch der Junge ist offenbar hoffnungslos
überfordert und hat das Tier überhaupt nicht im Griff. Nicht umsonst hat der Welpe den Namen „Boss“ bekommen – denn genauso fühlt er sich auch.
Wie der Vater erklärte, hätten sie den Welpen sogar regelmäßig nachts in den Käfig eingesperrt, um in Ruhe schlafen zu können oder dann, wenn sie für längere Zeit nicht zu Hause waren. So auch an dem besagten Tag, an dem die Familie einen Ausflug gemacht habe. Außerdem sei der Käfig eine reine Vorsichtsmaßnahme gewesen, damit der Hund nicht vom Balkon springt. Ein Husky aus der Nachbarschaft habe das nämlich schon mehrfach getan, erklärte die Familie. Den Welpen in der Wohnung zurücklassen, das wollten sie ebenfalls nicht, da er dort Schaden angerichtet hätte.
Der kleine Boss musste unter diesem Missverständnis leiden
Die Verkäuferin des Welpen habe den neuen Besitzern sogar empfohlen, das Tier ab und an in einen Käfig zu sperren. Als der Nordkurier die Verkäuferin auf diesen Umstand ansprach, reagierte sie empört: „Ich habe den Käufern lediglich gesagt, dass es nicht schaden kann, wenn sie den Hund nachts und bei kürzerer Abwesenheit in eine entsprechend große Box sperren, damit er nicht in die Wohnung macht. Damit war nicht gemeint, ihn über mehrere Stunden allein in einem engen Käfig zurückzulassen“, betonte sie. Ein Missverständnis, unter dem der kleine „Boss“ leiden musste.
Tierschützerin: Kinder können keinen Hund erziehen!
Leider weiß Tierschützerin Kerstin Lenz aus ihrer langjährigen Praxis, dass viele Hundehalter ihre Welpen auf diese Weise stubenrein bekommen möchten. Eine Methode, über die sich streiten lässt. Eines ist jedoch sicher: „Kinder können alleine keine Hunde erziehen, das ist völlig unrealistisch“, sagt Kerstin Lenz. Ihrer Meinung nach sollte jeder, der sich einen Vierbeiner anschafft, einen Hundeführerschein absolvieren. Ein solcher Nachweis könne sicherstellen, dass Hundehalter sachkundig mit ihrem Tier umgehen und die Signale ihres Vierbeiners richtig deuten. „Bevor man sich einen Hund zulegt, sollte sich jeder selber die Frage stellen, welche Rasse zu ihm passt. Wir stehen dabei gerne beratend zur Seite“, sagt Kerstin Lenz.
Das Tier steht jetzt zum Verkauf
Die Besitzer von „Boss“ wollen sich nach reiflicher Überlegung nun wieder von ihrem Welpen trennen und bieten das schöne Tier über das Internet zum Verkauf an. Sollte sich kein Interessent finden, hat sich auch der Tierschutzverein dem Nordkurier gegenüber bereit erklärt, „Boss“ vorübergehend im Randower Tierheim aufzunehmen. „Dazu bedarf es vorher aber einer konkreten Anfrage von den jetzigen Besitzern“, stellt die Tierschützerin klar.