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Kein Herrchen

– wer zahlt?

WerZahltNeue Vorschriften zum Umgang mit Fundtieren in Mecklenburg-Vorpommern umstritten

Von Frank Pfaff
SCHWERIN Wie tief müssen Kommunen in MV künftig für Aufnahme und Fütterung entlaufener oder verwilderter Haustiere in die Tasche greifen? Die vom Land dazu geplanten Änderungen zum Umgang mit Fundtieren haben ein geteiltes Echo ausgelöst. Während der Städte- und Gemeindetag aus Kosten- und Rechtsgründen die neue Verwaltungsvorschrift vollständig ablehnt, begrüßen Tierschützer die angestrebten Neuerungen. Demnach sollen herrenlose Tiere Fundstücken gleichgestellt und somit statt für sechs Wochen maximal für drei Monate in Obhut genommen werden.

Zum Leidwesen der Kommunen als künftigem KostenträgersollenauchüberGenerationen freilebende Katzen versorgt werden. Die neue Vorschrift schaffe falsche Anreize für Bürger, heißt es in der Stellungnahme des Städte- und Gemeindetags zu dem vom Innenministerium vorgelegten Entwurf. Wer sich der eigenen Katzen entledigen wolle, könne darauf zählen, dass die Kostenfolgen von der öffentlichen Hand getragen werden. Im Endeffekt seien das Städte und Ämter, die dafür aber vom Land keinen adäquatenAusgleicherhielten, beklagt der Kommunalverband. „Mit denDefinitioneninderVerwaltungsvorschrift wird den Ordnungsbehörden zugemutet, sehenden Auges das Fundrecht falsch anzuwenden und ihren Körperschaften neue Kosten zuzumuten“, heißt es in der Stellungnahme des Städtetags, der mit fünfstelligen Extrakosten selbst für mittlere Städte rechnet.

Der Landesverband des Deutschen Tierschutzbundes hingegen bewertet die geplanten Änderungen als längst überfällig. „Denn bisher haben Ordnungs-undVeterinärämter den Ball immer hin und her geschoben und die Kosten blieben meist bei den Tierheimen hängen. Nun ist klar, dass die Ordnungsämter künftig für Fundtiere zuständig sind und auch Kosten übernehmen“, konstatierte Verbandssprecherin Kerstin Lenz. Der Tierschutzbund betreibt nach ihren Angaben im Nordosten 24 Tierheime, zehn weitere gebe es in anderer Trägerschaft. Der Bedarf an Tierheimplätzen nehme beständig zu, sagte Lenz. Allein die Zahl der aufgefundenen Katzen habe sich im zurückliegenden Jahrzehnt von etwa 1000 auf rund 5000 im Jahr erhöht. Verwilderte Tiere würdenkastriert und anFutterstellen regelmäßig versorgt. Jeder Eingriff koste zwischen 45 und 80 Euro, obwohl Tierärzte den Verbänden schon Sonderpreise machten. Hauskatzen würden im Tierheim aufgenommen. Laut Lenz entstehen dem Landesverband jährlich Kosten in Höhe von 1,6 Millionen Euro. „600 000 Euro bekommen wir von der öffentlichen Hand. Eine Million müssen wir erbetteln“, beschrieb Lenz die Geldnöte der Tierschutzorganisation. Gemildert werde die Situation dadurch, dass das Land seit einigen Jahren Investitionskostenzuschüsse gewähre, zuletzt 300 000 Euro im Jahr. dpa