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Tierschutz ist ein

dreckiges Geschäft

BuetzowFrank Wiese sieht nur einen Weg, den Tierschutz in Bützow wieder zu ermöglichen – einen radikalen Neuanfang

Von Christian Jäger
BÜTZOW Für mächtig Gesprächsstoff sorgte unser Beitrag über die unhaltbaren Zustände im Tierschutzverein Bützow. Der Verein soll verschuldet sein, führt im Register einen Vorstand, der in dieser Form nicht mehr aktiv ist. Zudem wurde unlängst ein Aufnahme- und Vermittlungsverbot vom Veterinäramt des Landkreises Rostock ausgesprochen. In einem Kommentar zum Beitrag hatten wir die Mitglieder in die Pflicht gerufen. Das sei jedoch nicht richtig, sagt Frank Wiese. Er war einer der vielen Anrufer zu diesem Thema – der einzige, der öffentlich etwas zur Problematik sagt. Bis 2018 führte er 25 Jahre lang selbst einen Tierschutzverein. Und er kennt die Problematiken. Man könne kein Mitglied zur Verantwortung zwingen. Er sieht ganz andere in der Verantwortung.

Fundrecht1Beitritt bedeutet keine Verantwortung
Wer einem Verein beitritt, geht erst einmal keine Verpflichtung ein, sagt Frank Wiese. „Viele wollen gar keine administrative Verantwortung übernehmen.“ Und das sei grundsätzlich auch nicht Sache der Mitglieder, das sei nirgendwo im Vereinsrecht verbrieft. Druck auf die Mitglieder aufzubauen, sorge eher dafür, dass sie möglicherweise den Verein verlassen. „Und dann ist der Verein tot.“

Und aus dem Bützower Verein wisse er, dass dieser autoritär geleitet werde. Das habe viele vergrault. „Heutzutage will sich doch keiner gängeln lassen“, sagt Frank Wiese. Zudem weiß er aus eigener Erfahrung, dass Tierschutz „Drecksarbeit“ ist. Es sei üblich, dass nicht alle Mitglieder zu den Tieren gelassen werden, die in Tierheimen oder Auffangstationen untergebracht werden. Denn die Tiere dort sind oft krank oder auch gestört. Man könne nur Experten an die Tiere lassen. Da gehe es „rabiat“ zu. Das vergraule manche Mitglieder, die vielleicht ein wenig Gassi gehen oder streicheln wollen. „Die fühlen sich dann ausgeschlossen, das führt zu Querelen.“ Das sei einer von vielen Gründen, dass der jetzige Vereinsvorsitzenden in Bützow zum Einzelkämpfer wurde – ausdrücklich ohne ihn persönlich in Schutz nehmen zu wollen, so Frank Wiese.

Fundrecht2Dass es zu der jetzigen Situation kommen konnte, lastet Frank Wiese auch den Behörden an. Das wisse er aus eigener Erfahrung. Im damaligen Amt Steintanz- Warnow sei die Bezahlung durch das Amt noch gut gelaufen. Im Zuge der Fusion zum jetzigen Amt Bützow- Land wurde jedoch darauf gepocht, dass sich beide Vereine zusammentun, erinnert sich Frank Wiese. Aber das wollten die Vereine nicht, wollten stattdessen eine Trennung: Hunde nach Peetsch, Katzen nach Bützow. Die Folge für Wieses Verein „Postmoor“, früher „Aktion Problemtier“: „Wir wurden im Stich gelassen.“ Der Geldhahn wurde zugedreht. Dabei mache man das für die Stadt. Und trotzdem gebe es keine Gelder, keine Zuarbeit und keine öffentliche Unterstützung. Stattdessen gab es Stöße vor den Kopf. Einmal, so erinnert sich Frank Wiese, habe jemand Tiere über den Zaun einfach beim Verein „entsorgt“. Als er vom Amt Geld für diese Fundtiere einholen wollte, wurde er abgewatscht. Es habe sich um ein Geschenk gehandelt und nicht um Fundtiere. Im Amt wisse man ganz genau, dass ein Tierschützer sich trotzdem um die Tiere kümmert, denn sie seien alle mit dem Herzen bei der Sache. Aber eigentlich müsse man mal Kante zeigen, den Karton voller Katzen einfach zum Rathaus bringen, so Frank Wiese. Es wage leider niemand, ein Exempel zu statuieren. Das Ordnungsamt sei in der Pflicht.

Summa summarum sieht Frank Wiese den einzig möglichen Weg für den Bützower Tierschutzverein darin, ihn aufzulösen und neu zu gründen. Dass Mitglieder ihn jetzt übernehmen, sei nicht ratsam. Es schwele zu viel Negatives. „Ein neuer Vorstand hätte es mit einem Haufen voller Dreck zu tun. Es geht nur mit einem radikalen Neuanfang.“ Es brauche aber jemanden, der sich auch der Schattenseiten des Tierschutzes bewusst ist und der Expertise hat – aus tierischer, aber auch aus vereinsrechtlicher Sicht. „Bei einer Vereinsgründung muss eigentlich jemand von der Stadt oder einem Gericht dabei sein.“ Bei einer Feuerwehr sei doch auch ein kompetenter Mann an der Spitze, der unterstützt werde. „Warum nicht im Tierschutz?“

Forderung: Echte Hilfe statt warmer Worte
Frank Wiese hofft, dass die Stadt aktiv wird, kompetente und gewillte Menschen an den Tisch holt und einen neuen Verein auf den Weg bringt. Amt- und Würdenträger, die sich für den Einsatz bedanken, brauche hingegen niemand. „‘Das finde ich ganz toll’ – ein Satz, von dem sich kein Tierschützer etwas kaufen kann“, betont Frank Wiese. Der Tierschutz sei ein dreckiges Geschäft, bei dem es ums Geld gehe. Das müsse jeder wissen.

Quelle: SVZ