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Jäger legen sich

mit Backhaus an

JaegerAuch nach Krisentreffen keine Einigung über neue Jagdregeln Ministerium will Vereinbarung auch gegen Landesjagdverband durchsetzen

Von Torsten Roth
SCHWERIN Kräftemessen im Jagdrevier: Im Streit um die Ausweitung der Jagdzeiten und gleichzeitigen Verkürzung der Schonzeiten für Reh- , Rot- und Damwild ist keine Einigung in Sicht. Auch nach einem Krisentreffen diese Woche in Schwerin stellen sich die Jäger in Mecklenburg- Vorpommern weiter gegen Landwirtschaftsminister Till Backhaus (SPD). Nach immer weiter steigenden Verbissschäden in den Wäldern hatte sich der Chef der obersten Jagdbehörde des Landes mit Jägern, Forstleuten und Naturschützern Ende November überraschend auf neue Jagdregeln geeinigt, um die in den vergangenen Jahren deutlich gestiegenen Wildbestände zu reduzieren. Der Vizepräsident des Landesjagdverband und ehemalige Forstabteilungsleiter im Landwirtschaftsministerium, Reinhard Hube, hatte nur wenige Tage nach der Einigung seine Zustimmung aber wieder zurückgezogen.

Daran hält das Verbandspräsidium weiter fest, auch gegen den Willen eines Teils der Jägerschaft vor Ort: „Wir lehnen die neuen Jagdregeln ab“, stellte Volker Böhning, Präsident des Landesjagdverbandes gestern nach dem Treffen mit Backhaus noch einmal klar. Bisherige Regelungen reichten aus, denWildbestand zu reduzieren. Die Jäger würden bereits jetzt Tag und Nacht das Wild zur Strecke bringen. Allein mit neuen Regeln ließen sich nicht mehr Tiere erlegen, meinte Böhning. Durch die verlängerten Jagdzeiten könnte auch hochtragendes weibliches Rot- und Damwild zur Jagd stehen. Das sei mit dem Tierschutz nicht vereinbar, fürchtete der Verbandschef. Auch der nahezu ganzjährige Abschuss von Rehböcken werde vom Verband nicht mitgetragen.

Die Bedenken kann Backhaus nicht teilen: Wer zur Jagd gehe, entscheide selbst, was er schieße, meinte er kürzlich. Dabei habe bei Jägern der Tierschutz Priorität. Er halte an der Vereinbarung fest – auch gegen den Willen des Verbandes. Die entsprechenden Verordnungen und der Gesetzentwurf würden auf den Weg gebracht. Für Backhaus führt an der Reduzierung der Wildbestände durch längere Jagdzeiten kein Weg vorbei: In 14 von 18 Einstandsgebieten seien die Wildbestände inzwischen zu hoch, hatte er erklärt.

Der Landesjagdverband ließ auch nach dem Krisentreffen eine offizielle Stellungnahme zu seinem überraschenden Rückzug von der Vereinbarung vermissen. Man habe sich darauf verständigt, bei einem Treffen mit den zwölf Kreisjagdverbänden im Land die neuen Jagdregeln noch einmal zur Diskussion zu stellen, teilte Böhning gestern mit. Das Gespräch sei „sehr konstruktiv“ gewesen, ließ Backhaus gestern mitteilen. Gestern Abend wollte sich das Verbandspäsidium bei einem Treffen über das weitere Vorgehen abstimmen. Böhning warnte Backhaus erneut, die neuen Regeln gegen den Widerstand der 10 000 Jäger im Land durchzudrücken. „Er darf sich dann nicht wundern, wenn keiner mitmacht“, meinte Böhning, blieb aber auch fast zwei Monate nach der ursprünglichen Einigung auf neue Jagdregeln eigene Vorschläge zur Reduzierung der Wildbestände schuldig.

Quelle: Schweriner Volkszeitung