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Auch Tierärzte

kämpfen gegen Qual-Transporte

TiertransportVon Uwe Reißenweber

Nachdem Schleswig-Holstein qualvolle Tiertransporte untersagt hat, prüft nun auch MV-Agrarminister Backhaus (SPD) ein Verbot von Transporten in Länder außerhalb der EU. Anlass sind Berichte über schreckliche Torturen bei solchen Transporten. Veterinäre unterstützen das

NEUBRANDENBURG/ANKLAM. Veterinäre in der Region befürworten ein Verbot von Tiertransporten in bestimmte Nicht-EU-Staaten. „Die Amtstierärzte im Landkreis Mecklenburgische Seenplatte stehen der bisherigen Praxis der Langzeittransporte von Tieren in diese Länder seit langem sehr kritisch gegenüber, da die in der EU geltenden Tierschutzstandards auf solchen Transporten oft nicht eingehalten werden können. „Dazu kommen absolut unhaltbare Praktiken wie das Durchschneiden von Sehnen oder Ausstechen der Augen bei lebenden Tieren vor der Schlachtung in einigen Zielländern“, sagte Kreis-Amtstierarzt Guntram Wagner dem Nordkurier.

Im Landkreis Greifswald- Vorpommern haben sich Amtstierärzte laut Kreissprecher Achim Froitzheim schon wiederholt geweigert, Transporte abzufertigen. „Wenn Transporte innerhalb Deutschlands oder innerhalb der EU sowie in Drittländer anstanden und Gründe des Tierwohls entgegenstanden, wurde der Transport durch uns nicht freigegeben.“ Gründe können sein, dass der Fahrer nicht die vorgeschriebene Sachkunde nachweisen könne, das Transportmittel keine Einstreu aufweise oder beschädigt sei, so der Kreissprecher. Ein wichtiger Grund bestehe auch dann, wenn die angegebene Route nicht plausibel oder kein Trinkwasser für die Tiere vorhanden sei. „Unlängst wurde aus dem letzteren Grund ein Transport durch uns nicht freigegeben, weil die Tränken vereist waren und folglich die Tiere während der Fahrt nicht hätten trinken können“, sagte Froitzheim.

Tausende Tonnen lebende Tiere wurden transportiert Laut Angaben der Grünen wurden in MV von Januar bis September 2018 insgesamt 5200 Tonnen lebende Tiere, darunter rund 2200 Tonnen Rinder mit einem Wert von 12,3 Millionen Euro ins Ausland exportiert. Im Jahr 2017 seien es rund 3900 Tonnen lebende Rinder für 13,7 Millionen Euro gewesen. „Leider erhebt die Statistik nicht die Zahl der Tiere, sondern nur das Gesamtgewicht, in jedem Fall handelt es aber um mehrere Tausend Rinder. Auch die Zielländer werden nicht einzeln erfasst“, sagte Landeschefin Claudia Schulz. Aber Länder wie die Türkei hätten sich in den letzten Jahren zu einem größeren Absatzmarkt für lebende Rinder aus Deutschland entwickelt. „Aus unserer Sicht ist es schon grundsätzlich fragwürdig, Tiertransporte meilenweit über Landes- oder sogar EUGrenzen zu schicken“, so die Grünen-Vorsitzende. Wenn dann aber auch noch wichtige Vorschriften für das Tierwohl verletzt würden, dürften auch die zuständigen Behörden in Mecklenburg- Vorpommern davor nicht die Augen verschließen.

Erst am Dienstag hatte Schleswig-Holstein die Ausfuhr von Schlacht- und Zuchttieren in eine Reihe von Nicht-EU-Staaten untersagt. Das vorläufige Verbot bezieht sich auf folgende Länder: Türkei, Jemen, Libanon, Marokko, Algerien, Ägypten, Aserbaidschan, Syrien, Jordanien, Kasachstan, Kirgisistan, Tadschikistan, Turkmenistan und Usbekistan. Mecklenburg- Vorpommerns Agrarminister Till Backhaus (SPD) will nun auch ein solches Verbot prüfen.

Quelle Nordkurier Kontakt zum Autor Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!