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Das Problem

ist immer

Hundefuehrerscheinam oberen Ende der Hundeleine zu finden“

Von Danilo Vitense |  Fälle von unsachgemäßem Umgang mit Vierbeinern häufen sich. Sollen potenzielle Hundehalter deshalb künftig eine Prüfung ablegen, ehe sie sich ein Tier anschaffen dürfen? Noch fand der Vorschlag bei der Landesregierung kein Gehör. Befürworter gibt aber es einige – auch in Demmin.

DEMMIN. Eigentlich ist die Forderung der AfD-Landtagsfraktion nach einem Hundeführerschein in Mecklenburg- Vorpommern, die sie jüngst in einer Pressemitteilung öffentlichkeitswirksam in Umlauf brachte, schon fast ein alter Hut. Darin heißt es, dass vor der Anschaffung eines Tieres ein sogenannter Hundeführerschein absolviert werden sollte. „So kann dem potenziellen Hundebesitzer ein sachkundiger Umgang mit den Vierbeinern und Kenntnisse, Anforderungen sowie Folgekosten für die Hundehaltung schon vor dem Kauf vermittelt werden“, bekräftigt AfD-Fraktionsmitglied Sandro Hersel in dem Schreiben. Hintergrund: In der Vergangenheit kam es im Land immer wieder zu Beißunfällen und nicht artgerechten Haltungsbedingungen aufgrund unsachgemäßen Umgangs.

Das, was die AfD jetzt vorschlägt, fordert der Verband für das Deutsche Hundewesen (VDH) bereits seit 2013. Nachdem Niedersachsen als erstes Bundesland solch einen Führerschein, den sogenannten Sachkundenachweis, eingeführt hatte. Demnach müssen diejenigen, die nicht schon zwei Jahre lang ununterbrochen einen Hund gehalten haben, insgesamt zwei Prüfungen absolvieren – eine theoretische mit 35 Fragen zu Zucht, Angstverhalten, Aggression und Haltungsbedingungen des Tieres, außerdem eine praktische. Wer die Prüfung nicht besteht, kann sie beliebig wiederholen – allerdings immer wieder zu den Kosten von rund 150 Euro.

Nicht nur der VDH pocht seit Jahren im Nordosten auf eine Sachkundeprüfung. Seit Längerem macht sich auch der Landesverband des Deutschen Tierschutzbundes für die Einführung eines Hundeführerscheins in Mecklenburg- Vorpommern stark. „Mittlerweile zehn Jahre kämpfen wir darum“, sagt die Vorsitzende Kerstin Lenz. Warum? „Weil das Problem immer am oberen Ende der Leine zu finden ist.“ Jeder Hund kann nur so gut sein, wie sein Mensch ihn erzieht, betont die Demminer Tierschützerin. Ein weiteres Problem sei das Internet. Man könne alles über Ebay kaufen, auch Tiere. Das nutzen die Händler. „Wenn man billig an Rassehunde rankommt, dann kaufen die Leute die auch. Erfahrung hin oder her“, so Kerstin Lenz. Was dann auf sie zukomme, wissen die Hundebesitzer in den meisten Fällen überhaupt nicht. Tagtäglich erlebt sie, dass viele Halter keine Ahnung haben. Gerade erst musste der Tierschutzverein aus Demmin wieder eingreifen und 14 Hunde sowie drei Katzen aus einem Haushalt in Kriesow nehmen. „Die jungen Leute waren einfach überfordert“, teilt die Vereinsvorsitzende als Grund mit.

Deshalb ist der Landesverband des Deutschen Tierschutzbundes beim Thema Hundeführerschein weiter intensiv am Ball. „Wenn es ihn gibt, müssen sich die Menschen mit den Bedürfnissen und Erziehungsmethoden auseinandersetzen, bevor sie sich einen Hund holen“, ist Kerstin Lenz überzeugt. Das könnte über ein Gespräch beim Veterinäramt oder einen Lehrgang mit Prüfung ähnlich wie beim Auto laufen – so wie es Niedersachsen seit einigen Jahren vormacht. Es besteht allerdings noch ein Problem. Bisher hat der Vorschlag in der Landesregierung nicht den nötigen Anklang gefunden. Nichtsdestotrotz ist die Landesvorsitzende des Tierschutzbundes zuversichtlich, dass der Hundeführerschein früher oder später kommen wird: „Wenn erst einmal ein Bundesland angefangen hat, ziehen die anderen meistens nach.“ Die AfD wiederum erhofft sich durch eine Einführung mehr Sicherheit für alle. Außerdem soll den Hunden ein tiergerechtes Leben ermöglicht und die Zahl abgegebener Tiere verringert werden.

Quelle Nordkurier Kontakt zum Autor Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!