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Tierschützer sind empört über Kreistag

Von Andreas Segeth Eine Kastrationspflicht für Katzen wird es im Landkreis nicht geben.

Demminer27 9Ein Vorstoß der Linken ist gescheitert. Zu teuer, zu groß der Eingriff in die Persönlichkeitsrechte der Katzenhalter, heißt es. Die ehrenamtlichen Tierschützer sehen ihre Arbeit für die Tiere – und den Kreis – nicht gewürdigt.

SEENPLATTE. Margret Kuhlmann ist „maßlos enttäuscht“: In seiner jüngsten Sitzung hat der Kreistag über einen Antrag der Linken für mehr Tierschutz abgestimmt und ihn abgeschmettert. Die Vorsitzende des Warener Tierschutzvereins konnte die Entscheidung selbst nicht miterleben, obwohl sie noch kurz vor Beginn der Kreistagssitzung gemeinsam mit 25 anderen Mitgliedern von Tierschutzvereinen aus dem Landkreis für eine Katzenschutzverordnung demonstriert hatte (der Nordkurier berichtete). Nein, sie hatten alle keine Zeit: Um 18 Uhr standen die Fütterungen in den Tierheimen an. Ursprünglich wollten die Linken einen Antrag stellen, dass der Landrat eine Verordnung zum Schutz freilaufender Katzen prüfen soll. Vor allem sollte darin festgelegt werden, dass alle Katzenhalter, deren Tiere sich auch draußen aufhalten, ihre Tiere kastrieren müssen, damit sie sich nicht unkontrolliert vermehren. Damit soll dem Leid von Streunerkatzen Einhalt geboten werden, auch seien die Tierheime damit überfordert. Vorbild ist das Amt Schwaan, wo der Landrat des Kreises Rostock eine entsprechende Verordnung erlassen hat, sodass die Katzenhalter dort nun verpflichtet sind, ihre Freigänger-Katzen kastrieren zu lassen.

Ein solcher Antrag hätte allerdings gegen geltendes Recht verstoßen, da bei diesem Thema allein der Landrat zuständig sei und nicht der Kreistag. Weil die Linken das Thema dennoch in die öffentliche Diskussion bringen wollten, formulierten sie den Antrag um – etwas „weichgespült“, wie Elke-Annette Schmidt von den Linken selbst einräumte. Darin hieß es dann nur noch, dass der Kreistag „ausdrücklich begrüße, dass sich der Landrat (...) mit der Problematik freilebender Katzen befasst.“ Das wurde aber mehrheitlich abgelehnt. Rainer Tietböhl (SPD) befand, eine solche Verordnung wäre ein zu großer Eingriff in die Privatsphäre der Katzenhalter. Die Grünen wiederum „teilen das Anliegen der Linken“, aber die Formulierung des Antrags war ihnen „zu doof“, und erinnere „an den achten Parteitag der SED“, meinte Fraktionschef Helge Kramer, weshalb die Grünen sich der Stimme enthalten werden. Landrat Heiko Kärger (CDU) wies das Thema von sich – für Katzenkastrationen sei das Land zuständig, nicht der Kreis. Schon gar nicht angesichts seiner finanziellen Lage. „Eine Verordnung zu erlassen, ist die eine Sache, sie umzusetzen eine andere“, sagte er.

Zudem sehe auch er hier Eingriffe in die Persönlichkeitsrechte der Katzenhalter. Andererseits sei es ein „Verbrechen, Katzen auszusetzen“, sagte er. Margret Kuhlmann ist empört über das Votum. Für sie ist diese Entscheidung absolut unverständlich. Der Landkreis müsse die Tierschutzvereine mehr unterstützen – die Verordnung wäre ein wichtiger Schritt gewesen, um dem Übel des Tierleids von vornherein zu begegnen. Immerhin handeln die Tierschutzvereine und Tierheime auch im Auftrag des Landkreises. Dafür bekommen sie jeweils nur 5000 Euro pro Jahr. Aber allein die Kastrierung der 41 Katzen aus dem Malchower Abrisshaus habe 4100 Euro verschlungen – hinzu kommen Kosten für Tierarzt, Futter und anderes mehr. Tierschutz sei im Grundgesetz verankert, mahnt Margret Kuhlmann. Daran komme man nicht vorbei. Es könne nicht sein, dass Gesetze, die von der Politik gemacht seien, von anderen Politikern nicht beachtet werden. Man werde sich jetzt gemeinsam mit allen Tierschutzvereinen an einen Tisch setzen und beraten, wie man weiter verfahre.

Kontakt zum Autor Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! Quelle: Nordkurier 27.09.18