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Nur noch schmerzfreie Kastration von Ferkeln

Bundesrat lehnt MV-Antrag auf Fristaufschub ab

 / Bauern sehen Betriebe in Gefahr / BUND: Ein guter Tag für den Tierschutz

BERLIN Mehr Tierschutz im Schweinestall: Die bislang schmerzhafte Kastration wenige Tage alter Ferkel soll ab 1. Januar 2019 ein Ende haben. MV scheiterte gestern mit einem gemeinsam mit Niedersachsen, Nordrhein- Westfalen und Bayern auf Druck der Schweinehalter im Bundesrat gestellten Antrag, die Frist für ein Verbot der betäubungslosen Kastration um zwei Jahre zu verlängern. Sauenhalter müssen nun doch am 1. Januar 2019 für eine schmerzfreie Ferkelkastration sorgen. Bisher trennten die Bauern bei bis zu acht Tage alten Tieren ohne Narkose die Samenleiter durch, um einen von Verbrauchern abgelehnten Geruch des Fleischs von Jungebern zu verhindern. Die Entscheidung bringt die Sauenhalter unter Druck: Obwohl das Verbot seit mindestens fünf Jahren bekannt war, hatten sie bis zum Schluss auf einen Aufschub gedrängt.

FerkelKastrationSie lehnten zulässige Verfahren wie die separate Aufzucht und Vermarktung von Ebern mit Test auf mögliche Geruchsbelästigung, die Kastration unter Vollnarkose durch einen Tierarzt und die Sterilisation durch Impfung mit Verweis auf Marktschäden sowie hohe Kosten ab und verwiesen auf einen vierten Weg. Der Bauernverband hatte eine Fristverlängerung gefordert, da das Verfahren der Betäubung der Tiere durch den Landwirt und die dafür notwendigen Wirkstoffe sich noch in der Zulassungsphase befänden, erklärte Bauernpräsident Detlef Kurreck gestern noch einmal.

Jetzt aber würden „ohne Not Tatsachen geschaffen und landwirtschaftliche Betriebe zerstört, während dem Ausland ein Wettbewerbsvorteil gegeben wird“ , kritisierte er die Entscheidung. Es sei damit zu rechnen, dass die Schweinehaltung in Ländern mit deutlich geringeren Tierschutzstandards abwandere, beklagte auch Landwirtschaftsminister Till Backhaus (SPD). Die Ferkelproduktion in Deutschland werde „akut gefährdet“. Das sei „kein Erfolg für den Tierschutz“. Vor allem kleinere, familiengeführte Betriebe drohe nun „das Aus“.

Zustimmung hingegen bei Tier- und Umweltschützern: „Ein guter Tag für den Tierschutz und Hunderttausende männliche Ferkel“, begrüßte Burkhard Roloff, Agrarexperte des Bundes für Umwelt und Natur (BUND). Deutschlands Agrarpolitik müsse jetzt darauf drängen, dass europaweit die betäubungslose Kastration verboten werde.