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Bis zum Ende auf dem Gnadenhof

Maria-Barbara Tempelmann und ihr Verein bieten nicht zu vermittelnden Vierbeinern eine letzte Heimat

Gnadenhof07 18Von Frank Liebetanz

OETTELIN Maika macht der Tierschützerin Maria-Barbara Tempelmann zurzeit die größten Sorgen. Die Schimmelstute steht wegen der Temperaturen freiwillig in einem Schatten spendenden Schuppen auf dem Gnadenbrothof „Villa der kunterbunten Tiere“ in Oettelin. Sie leidet seit Jahren an Krebsgeschwüren an der Haut, die ihr jetzt sogar das Atmen erschweren. Maria- Barbara Tempelmann beobachtet den Fortschritt der schweren Krankheit und wird erneut den Tierarzt rufen.

Die Tierarztkosten liegen bei Pferden zwischen 500 und 1500 Euro je Besuch. „Das ist ganz schön schwierig“, sagt die Oettelinerin. „100 Euro im Monat je Pferd nur für Heu, Stroh und Hafer“ kämen dazu. Die Tierschützerin versucht, Paten für ihre Schützlinge zu finden, um allen Tieren, um die sie sich kümmert, einen artgerechten Lebensabend zu gewähren. Futterspenden nimmt sie gern an, denn damit kann sie die Veterinärkosten für die alten und kranken Vierbeiner zum Teil kompensieren.

„Ich kann nicht alle Tiere retten“, weiß die gebürtige Borkenerin. Die Pensionärin achtet darauf, dass sie ihr Engagement finanziell stemmen kann. Ihr ist bewusst: „Der Großteil hängt an mir.“ Sie garantiert, dass die Tiere für den Rest ihres Lebens bei ihr bleiben. Eine Weitervermittlung will sie ihnen nicht mehr zumuten, denn das haben viele einige Male hinter sich. Außerdem achtet die Oettelinerin darauf, dass neue Tiere ins Hunde-Rudel, in die Herde oder in die Katzengemeinschaft passen. Ein nicht kastrierter Rüde etwa würde nur Unruhe bringen – und die Chemie muss stimmen.

Maria-Barbara Tempelmann war 1995 mit ihrer damals neunjährigen Tochter nach Oettelin gezogen, um mit Tieren leben zu können. Sie nahmen zwei ausgesetzte Hunde auf, und in der Folge sprach sich ihr Einsatz herum. So kamen schnell fast 20 Tiere zusammen.

Gnadenhof07 18 2Bald zog auch Tommy ein. Das Reit-Pony war vorher an einer ganz kurzen Kette angebunden, hatte ohne Futter und Wasser in der prallen Sonne auf einer kleinen Koppel gestanden und die Kette war zum Teil in seinen Kopf eingewachsen. Mittlerweile ist Tommy 30 Jahre alt und lebt noch immer bei der Tierschützerin.

Vor zehn Jahren gründete die Oettelinerin einen Verein, der rund 20 Mitglieder hat – das hat auch steuerlich gesehen Vorteile. Zurzeit leben auf dem Hof, zu dem zwei Hektar Wiese gehören, drei Großpferde, fünf Ponys, drei Esel, zwei Ziegen, zwei Alpakas, vier Hunde und 15 Katzen.

Zwei Ponys, die jüngsten Neuzugänge, sind erst seit zwei Monaten in der Herde. Heutzutage erhält Maria- Barbara Tempelmann Anfragen von alten und kranken Menschen, die an ihrem Tier hängen, sich aber nicht mehr um sie kümmern können: Der Mensch muss ins Altenpflegeheim und darf seinen Schatz nicht mitnehmen, oder er ist erkrankt und weiß nicht, wie er dem Tier in der Zukunft gerecht werden soll. In der Regel sind die Vierbeiner nicht mehr zu vermitteln. Die Halter wünschen sich einen schönen Lebensabend für ihre Lieblinge und einen natürlichen Tod.

Die Oettelinerin achtet darauf, die Dorfbewohner möglichst wenig mit ihrem Gnadenbrothof zu belasten. Mittags von 13 bis 15 Uhr holt sie die Hunde ins Haus, das gilt auch für den Abend ab 20 Uhr. Und auch sonst herrscht meistens Ruhe – das ist der Tierschützerin sehr wichtig.
(Quelle: SVZ, 20.07.2018)