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„Tierschutz vor dem Aus“:

suchen ein neues Heim

TierschutzAUSViele Deutsche schafften sich während der Pandemie unüberlegt ein Haustier an. Nun landen viele tierische Begleiter wieder im Tierheim. Der Deutsche Tierschutzbund appelliert an die Bundesregierung. Diese verspricht zwar Gelder, allerdings für einen anderen Zweck.
Der Präsident des Deutschen Tierschutzbundes, Thomas Schröder, hat im Tierheim Falkensee bei Berlin auf die angespannte Situation in den Tierheimen in Deutschland aufmerksam gemacht. „Unsere Tierheime sind überfüllt mit Tieren, die unüberlegt während der Pandemie angeschafft wurden und jetzt abgegeben werden“, erklärte Schröder beim gemeinsamen Besuch mit Landwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) am Montag. Zuerst berichtete die „Märkische Allgemeine“ über den Besuch des Ministers.
Özdemir kündigt finanzielle Hilfe für Tierheime an
Beim Besuch eines Heims in Brandenburg kündigte der Bundeslandwirtschaftsminister finanzielle Hilfen an.
Die Tierheime wüssten demnach nicht, wie sie die explorierenden Energie-, Futter- und Tierarztkosten und den künftigen Mindestlohn bezahlen sollten. Auch kämpften sie mit einem anhaltenden Personalmangel und mit der steigenden Zahl betreuungsintensiver Tiere, sagte Schröder weiter. Er forderte unter anderem einen „hinreichend“ ausgestatteten Sondertopf, mit dessen Hilfe die Tierheime die massiv gestiegenen Betriebskosten stemmen können.
Im Haushalt werden 5 Millionen Euro Ukraine-Hilfe zur Verfügung gestellt. Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft teilte mit, an einer entsprechenden Förderrichtlinie zu arbeiten, mit der diese Mittel von den Tierheimen zügig beantragt werden könnten. Mit dem Geld könnten Tierheime dann die von ukrainischen Geflüchteten mitgeführten Tiere versorgen, hieß es.
Haustiere als gescheitertes Pandemiehobby?
Doch nicht nur der Ukraine-Krieg bringt die deutschen Tierheime in eine brenzlige Situation. „Unsere Tierheime sind überfüllt mit Tieren, die unüberlegt während der Pandemie angeschafft wurden und jetzt abgegeben werden.“ Besonders Hunde seien während der Corona-Zeit besonders gefragt gewesen. Vielfach übers Internet bestellt, ohne vorher abzuwägen, ob denn die Gegebenheiten ein Haustier überhaupt zuließen und ob die Rasse überhaupt zum Besitzer passen könnte. Die Lage sei deutschlandweit prekär:
Viele Tierheime bestätigen die wachsenden Belastungen: Im Kieler Tierheim Uhlenkrog hat sich die Zahl der Hunde aus Sicherstellungen laut „Kieler Nachrichten“ etwa verdoppelt. „Und es werden also bestimmt noch mehr“, erklärt Leiterin Elisabeth Haase gegenüber der Tageszeitung im Norden. Der Welpenwunsch boomte während der Pandemie: „Die Nachfrage war riesig, die Preise sind in die Höhe geschnellt, und das hat dazu geführt, dass viele gezüchtet haben, um sich was dazuzuverdienen“, berichtet Haase.
Hierzulande, aber auch im Ausland, seien Hunde regelrecht „produziert“ und illegal nach Deutschland gebracht worden. Und die landen dann meist nach einer Sicherstellung im Tierheim – „weil die Tierärzte die ausländischen Chips erkennen und melden oder aufmerksame Nachbarn die Behörden informieren, weil ein Hund schlecht gehalten wird oder auffällig im Verhalten ist“.
Dramatische Lage in der Bundesrepublik
Auch das Leipziger Tierheim im Osten Deutschlands bestätigt den Trend zuletzt. „2021 war das Jahr, in dem sich alle Haustiere angeschafft haben. Nun wollen sie viele wieder loswerden“, sagte Tierheimleiter Michael Sperlich Ende Juli gegenüber der „Leipziger Volkszeitung“ (LVZ). Auch im Nordwesten sind die Tierheime aufgebracht, denn viele Halter hätten ihren Pandemiezeitvertreib kaum erzogen: „Viele der Tiere haben keine Hundeschule gesehen und kommen jetzt, kaum sozialisiert, als Problemtiere zu uns“, erklärt Diandra Boczek, Leiterin des Tierheims im niedersächsischen Burgdorf, gegenüber der „Hannoverschen Allgemeinen Zeitung“ (HAZ).
„Wir haben mehrere Hunde hier, bei denen die Trainer prognostizieren, dass es mindestens ein bis anderthalb Jahre dauert, bis sie vermittelbar sind. Wenn überhaupt.“ Weigere sich das Tierheim, solche Problemtiere aufzunehmen, werde oft damit gedroht, sie einschläfern zu lassen, berichtet Doczek gegenüber der „HAZ“. „Gesunde Tiere einzuschläfern, nur weil sie ‚über‘ sind, ist ein absolutes No-Go“, sagt die Tierheimleiterin und erhofft sich mehr Hilfen von den Kommunen. Auch in Leipzig steigt die Zahl der Haustierbesitzer, die sich teure Tierarztrechnungen schlichtweg nicht leisten können. Auch kranke Hunde landen dann im Besitz des Tierheims.
Das müsse sich ändern, fordert der Deutsche Tierschutzbund: Auch sozial benachteiligte Tierhalter bräuchten Hilfe bei der Kompensation steigender Tierarztkosten. Tierschutzbund-Vorsitzender Thomas Schröder machte sich zuletzt auch für kurzfristige Lösungen stark: Dazu gehörten etwa die Einführung einer Heimtierschutzverordnung ebenso wie der Erlass einer sogenannten Positivliste zur Tierhaltung in privater Hand. Auch ein Verbot des Handels mit lebenden Tieren über das Internet sei im Gespräch, um die Tierheime zu entlasten.

Quelle: Ostseezeitung