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Till Backhaus wartet auf

Brandursache und gibt sich theoretisch

BackhausSchwerin | Trotz Corona-Erkrankung ließ es sich Agrarminister Till Backhaus (SPD) nicht nehmen, sich knapp ein Jahr nach der Brandkatastrophe von Alt Tellin zu Wort zu melden. Seitdem ist allerdings nicht viel Konkretes passiert. Der Minister wartet ebenso wie der Betreiber der zerstörten Schweinezuchtanlage weiterhin auf den Bericht zur Brandursache.
Der Rechtsstaat sei schuld
„Ich bin bestürzt, dass es nach einem Jahr nicht gelungen ist, die Ursache endgültig festzustellen“, sagt Till Backhaus gleich zum Auftakt der Pressekonferenz am Mittwochmorgen. Verantwortlich dafür macht er den Rechtsstaat. Im April soll ein endgültiger Bericht vorgelegt werden. Ein technischer Defekt wurde mittlerweile von einem eingesetzten Gutachter ausgeschlossen.
Fest steht, dass wegen eines mangelhaften Brandschutzkonzepts etwa 50.000 Tiere sterben mussten. Lediglich 1300 Schweine konnten gerettet werden.
Lediglich ein paar Hundert Schweine konnten bei der Brandkatastrophe in Alt Tellin gerettet werden.
Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) hatte frühzeitig auf den „völlig unzureichenden Brandschutz“ in der Stallanlage hingewiesen. In Alt Tellin hatten zu schmale Fluchtwege eine Tierrettung verhindert.
Ein Jahr voller Theorie
In der Zwischenzeit ist neben der Beräumung aus politischer Sicht vor allem Theoretisches passiert. Eine Arbeitsgruppe wurde eingesetzt und eine Bundesratsinitiative auf den Weg gebracht. So wird unter anderem gefordert, Tierbestandsobergrenzen für derartige Anlagen zu bestimmen. Backhaus selbst sprach sich in einem Interview mit unsere Redaktion für maximal 3000 Mastschweine aus. Zudem müssten laut Agrarministerkonferenz Alarmierungssysteme geprüft und Tierhalter besser auf solche Situationen vorbereitet werden. Auch die Themen brandhemmende Baustoffe und Rettungswege bedürfen einer Überarbeitung.
Till Backhaus, der kurz nach dem Brand vor Ort war, betonte erneut das Tierleid. „Die Bilder werde ich in meinem Leben nicht vergessen“, sagt der Diplom-Agraringenieur und machte klar, dass die Anlage in ihrer bisherigen Form nicht wiederaufgebaut wird. Die zwingend erforderliche Baugenehmigung der Gemeinde dürfte nach den Ereignissen ohnehin ausbleiben.
Ein Umdenken wird gefordert
Die Linksfraktion von MV fordert indes ein Umdenken. Anlagen in solchen Dimensionen seien unbeherrschbar und müssten endlich der Vergangenheit angehören, erklärte der landwirtschaftspolitische Sprecher der Linksfraktion, Daniel Seiffert. „Wir brauchen wieder regionale Kreisläufe und eine Wertschätzung der Arbeit der Bauern – mehr Wirtschaftlichkeit und mehr Tierwohl.“
In diesem Zusammenhang stellte Till Backhaus einen Zehn-Punkte-Plan vor. So müssten staatlich verbindliche Tierwohl-Label und Herkunftszeichen eingeführt werden. Auch die Forderung nach Tierobergrenzen und Flächenbindung machte er nochmals deutlich. Die vom Bund in Aussicht gestellte eine Milliarde Euro werde laut Backhaus für die Umsetzung aller Maßnahmen nicht ausreichen.
„Die Zukunft der Landwirtschaft besteht in der regionalen Versorgung mit hochwertigen Lebensmitteln“, stellte Backhaus klar. Unabhängig von Bio oder Konventionell. Außenklimaställe und Freilandhaltung sind seiner Meinung nach die Zukunft. Die erweiterte Stallhaltung dürfe nur eine Übergangslösung bleiben. MV habe die besten Voraussetzungen dafür.

Quelle: Schweriner Volkszeitung