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Brand in Alt Tellin mit 50 000 toten Schweinen

Wie ein „Horrorszenario“ dieser Art künftig verhindert werden soll

horrorszenarioAlt Tellin/Schwerin
Ein Jahr nach dem Großbrand in der Schweinezuchtanlage Alt Tellin (Vorpommern-Greifswald) haben mehrere Parteien und Verbände erneut ein bundesweites Verbot solcher Anlagen gefordert. Zudem sollen die Umstände des Vorfalls mit rund 50 000 getöteten Tieren auch bei der Konferenz der Länderagrarminister an diesem Donnerstag, 31. März, in Magdeburg sowie in Kürze im Landtag in Schwerin diskutiert werden, wie Bündnis 90/Die Grünen in Berlin und Die Linke in Schwerin am Dienstag mitteilten.
Das Feuer habe gezeigt, dass Tiere aus derart großen Anlagen im Brandfall niemals evakuiert werden könnten, teilte der Landesverband Mecklenburg-Vorpommern des Deutschen Tierschutzbundes am Dienstag in Demmin mit. Im Fall von Alt Tellin sei „das Horrorszenario“ mit Zehntausenden verbrannten und erstickten Tieren durch unzureichende Brandschutzmaßnahmen billigend in Kauf genommen worden.
Tierrettung aus dem Stall muss zu jeder Zeit möglich sein
Zur Vermeidung solcher Brände habe sich die Berliner Ampel-Bundesregierung im Koalitionsvertrag vorgenommen, die rechtlichen Vorschriften zum Schutz vor Bränden und technischen Störungen in Ställen zu verbessern, erklärte die landwirtschaftliche Sprecherin der grünen Bundestagsfraktion, Renate Künast, in Berlin. Bei der Konferenz in Magdeburg werde der Ergebnisbericht der Arbeitsgruppe beraten, die nach dem Brand in Alt Tellin eingesetzt worden war. Ziel sei es, dass eine Tierrettung aus dem Stall zu jeder Zeit möglich sein muss. Dafür brauche es „zeitnah eine klare und verbindliche Rechtsverordnung, die die Tiere schützt und nicht die Profitinteressen der Eigentümerinnen und Eigentümer.“
Tierschutzbund fordert Agrarwende – Bedürfnisse der Tiere im Vordergrund
Der Tierschutzbund forderte „eine Agrarwende, die sich an den Bedürfnissen der Tiere orientiert.“ Dazu gehörten deutlich geringere Bestandszahlen, mehr Bewegungsfreiheit und Ausläufe. In Alt Tellin seien dagegen viele Sauen noch in Kastenständen fixiert gewesen. Laut Tierschutzverband, der
schon gegen die Genehmigung von Alt Tellin protestiert hatte, kommt es jährlich zu etwa 5000 Stallbränden in Deutschland.
Am 30. März 2021 war in der Ferkelzuchtanlage Alt Tellin Feuer ausgebrochen, rund 50 000 Tiere starben. Sämtliche Ställe brannten sehr schnell nieder. Es war laut Tierschutzbund der schwerste Stallbrand seit Jahren. Nur 1300 Tiere konnten gerettet werden. Die Brandursache ist laut Staatsanwaltschaft noch nicht endgültig geklärt. Derzeit laufen Vernehmungen, um zu klären, ob das Feuer fahrlässig oder vorsätzlich entstanden ist.
Mahnwache soll an Großbrand erinnern
Der finanzielle Schaden wird auf 40 Millionen Euro geschätzt. Laut Landesagrarminister Till Backhaus (SPD) kann die Anlage so nicht wieder aufgebaut werden. Der Tierschutzbund, Umweltverbände und Parteien wollen an diesem Mittwoch mit einer Mahnwache am Tor der weitgehend abgebrannten Zuchtanlage an das Großfeuer erinnern.
Diese Form der Tierhaltung dürfe keine Zukunft haben, sagte die Vorsitzende der Linksfraktion im Schweriner Landtag, Jeannine Rösler. Ziel der rot-roten Regierungskoalition in Schwerin sei es, eine Größenbegrenzung und praxistaugliche Brandschutzkonzepte für Stallneubauten durchzusetzen. Deshalb habe man das Thema auf die Tagesordnung der nächsten Landtagssitzung gesetzt.

Quelle: Ostseezeitung