SpendenButton

Wieder Probleme in Satow:

Auf altem Industriegelände vermehren sich unkontrolliert Katzen

Katzen SatowAuf einem ehemaligen Industriegelände im Miekenhäger Weg leben über zehn Katzen. Sie alle sind nicht kastriert. Die Nachbarn kümmern sich, aber sie benötigen Hilfe. Warum die Gemeinde nicht helfen kann.

Satow
Auf einem alten Industriegelände im Miekenhäger Weg in Satow leben wilde Katzen. Derzeit kümmern sich die Nachbarinnen Gabriele Wendt und ihre Tochter Daniela Krentz um die Tiere und versorgen sie mit Futter. Doch eine Kastration der wohl über zehn Katzen können sich die Rentnerinnen nicht leisten.
„Ich füttere drei erwachsene Katzen, davon ist einer ein Kater, der bereits durch die Hilfe des Ordnungsamtes kastriert worden ist“, erzählte Daniela Krentz vor der ehemaligen Scheune, in der ein Teil der Katzenkinder geboren wurde. Mindestens sieben Kitten toben um sie herum. „Einen Wurf hatten wir im Mai und einen im August“, sagte Krentz. Ein weiterer Wurf später im Jahr habe es gar nicht geschafft, wegen der Kälte.
Weitere Tiere kommen hinzu
Drei Stiegen Dosenkatzenfutter für bis zu 25 Euro und eine Stiege Katzenmilch für bis zu 10 Euro bezahlt Krentz pro Woche. Trockenfutter bekommt sie ab und zu gespendet. Sie füttere die Tiere draußen, derzeit in einem Zelt ihres Bruders, in dem ein Anhänger steht. Durch den ganzen Regen müsse das Futter trocken stehen. „Der Bürgermeister hat gesagt, wir sollen
aufhören zu füttern“, erzählte Krentz und damit habe er auch recht. Aber die Nachbarin würde ihre Hauskatzen auch draußen füttern, die Katzen würden also nicht einfach verschwinden.
Und es kämen immer weitere Tiere hinzu. „Mein Mann hat erzählt, dass er gestern wieder einen neuen Kater gesehen hat“, erzählte Wendt. Wenn es wirklich ein Kater sei, könnte das keine guten Auswirkungen auf die weitere Population haben.
Katzennot in Mecklenburg-Vorpommern
Allein der Landesverband des Tierschutzbundes hat in Mecklenburg-Vorpommern 23 Tierschutzvereine mit Tierheimeinrichtungen. Derzeit werden dort und auf Pflegestellen 5000 Katzen betreut. Alle Häuser seien komplett voll, erklärte Kerstin Lenz, Vorsitzende des Tierschutzbundes MV. Die meisten Häuser haben die Annahme gestoppt. „Wir sagen ja jedes Jahr es sei schlimm, aber dieses Jahr ist eine Katastrophe“, sagte Lenz. Denn sie bekämen die Tiere kaum noch vermittelt und so würden keine Plätze wieder frei. Das einzige was noch helfen könnte, wäre der Erlass von Katzenschutzverordnungen in den Gemeinden. Diese sehen es vor, dass Halterinnen und Halter von freilaufenden Katzen verpflichtet sind, diese Tiere zu kastrieren und zu chippen. Derzeit haben laut Lenz jedoch nur die Hansestadt Rostock und Schwaan einen solche Verordnung.
Inzwischen sind es zu viele Tiere für das schmale Budget der Satowerin. Vor zwei Jahren ist sie gemeinsam mit ihrer Familie von Rostock nach Satow gezogen. Gemeinsam haben sie sich ein Haus gekauft. Damals hatten sie keine Haustiere. Es habe noch ein anderer Mieter im Haus gewohnt, als dieser auszog, ließ er die Katzen zurück. Die restlichen, so vermuten die beiden Frauen, wurden ausgesetzt.
Familienmitglieder haben Katzen aufgenommen
Nun haben fast alle Familienmitglieder mindestens eine Katze aufgenommen, die als reine Wohnungskatzen leben. „Ich habe drei Katzen, aber das reicht“, erzählte Krentz. Auch ihre Schwiegermutter und ihre Schwägerin haben jeweils eine Katze aufgenommen. Genauso wie ihre Mutter Gabriele Wendt. Die größten Sorgen machen sie sich um die restlichen Tiere auf dem Gelände neben ihrem Grundstück. „Ich glaube, die sind auch krank und haben Würmer oder so“, schätzte Wendt ein.
Doch ohne Hilfe könnten sie die Tiere nicht fangen. Und auch die Tierarztkosten würden den finanziellen Rahmen sprengen. Denn so eine Kastration koste richtig viel Geld, erzählt Wendt. „Ich habe für die Kastration meiner Katze 150 Euro bezahlt.“ Sie suchten nach Hilfe und erfuhren von einer Satowerin, der im September geholfen werden konnte. Über sie entstand der Kontakt zu Karin Stüver vom Kühlungsborner Katzenschutzverein.
Damals brachte ein Spendenaufruf genug Geld zusammen, um die Tiere zu kastrieren. Das Ordnungsamt habe damals die Tierhilfe Norddeutschland beauftragt, sich der Tiere anzunehmen, erklärte Stüver. Doch die Tiere im Miekenhäger Weg warten noch auf Hilfe.
Eigentümer antwortet nicht
„Wir haben den Eigentümer des Geländes angeschrieben und bisher keine Antwort erhalten“, erklärte Bürgermeister Matthias Drese (SPD). Bevor die Gemeinde keine Nachricht bekomme, könne aus rechtlichen Gründen niemand auf das Gelände, um die Tiere einzufangen.
Wieder einen Spendenaufruf zu machen, wäre Karin Stüver unangenehm. „Damals kamen fast 3000 Euro zusammen“, erzählte sie. Diese seien jedoch von den Tierarztkosten verschlungen worden. Sie wünsche sich, dass in Satow eine Katzenschutzverordnung erlassen wird.
Eine Katzenschutzverordnung kann von den Gemeinden erlassen werden, erklärte die Vorsitzende des Landesverbandes des Tierschutzbundes, Kerstin Lenz. Sie sehe vor, dass alle Halterinnen und Halter von freilaufenden Tieren, diese kastrieren und chippen müssen. Derzeit gibt es diese Verordnungen nur in der Hansestadt Rostock und in Schwaan.
Tiere könnten bleiben
Der Katzenschutzbund Kühlungsborn hat sich mal für die Stadt Kühlungsborn gegründet, arbeitet aber inzwischen in einem größeren Kreis. „Wenn wir angerufen werden, versuchen wir zu helfen“, sagte Stüver. Etwa vierzig Mitglieder habe der Verein und die kämen teilweise auch aus anderen Orten. „Wenn dort Hilfe benötigt wird, helfen wir natürlich und hören nicht damit auf, weil es nicht Kühlungsborn ist“, so Stüver.
Im Wiekenhäger Weg müssen die beiden Nachbarinnen weiter warten. „Ich werde durch das Tierheim Klein Sien ab und zu mit Trockenfutter unterstützt“, sagte Krentz. Sie würde sich auch weiter um die Tiere kümmern, wenn sie ab und zu Unterstützung bekäme. „Die Tiere müssen aber kastriert werden. Dann könnten sie bleiben, denn sie sind ja wild.“

Quelle Ostseezeitung