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Nach Tierschutzdemo

in Westenbrügge: Minister schaltet sich ein

DemoSeit 2014 sprechen Nachbarn von „unhaltbaren Zuständen“ im Haus einer Westenbrüggerin, die mehrere Burma-Katzen hält. Dem Veterinäramt des Landkreises Rostock ist der Fall bekannt, es kontrollierte öfters und geriet in die Kritik der Tierschützer. Zuletzt demonstrierten diese im Juni in dem Dorf nahe Neubukow. Jetzt hat Umweltminister Till Backhaus vorbeigeschaut.
Westenbrügge
Unerwartete Wendung im Fall der extremen Tierhortung (Animal hoarding) in Westenbrügge. Am Montag rollte eine Wagenkolonne mit Landwirtschaftsminister Till Backhaus (SPD), Landrat Sebastian Constien (SPD) und Kreisveterinäramtsleiterin Elisabeth Dey überraschend in den dortigen Buchenweg. Anliegen der Abordnung war es, dort mit Katzenhalterin Regina H. ins Gespräch zu kommen, um die seit Jahren andauernden und für Mensch wie Tier gleichermaßen unhaltbaren Zustände zu beseitigen.
Seit Jahren sind Nachbarn und Mitglieder des Katzenschutzvereins Kühlungsborn in großer Sorge um das Wohl der Burma-Katzen und die Gesundheit ihrer Halterin. Bereits 2014 hatten Nachbarn „unhaltbare Zustände“ im Hause von Frau H. festgestellt. So wurden dort unter anderem eine ständig wachsende Zahl kranker und mangelernährter Katzen sowie eine permanente Geruchsbelästigung durch deren Fäkalien registriert. 2018 holte das Veterinäramt 20 Katzen aus dem Haus und erteilte zudem Auflagen zur Bestandsreduzierung.
„Die Kreisverwaltung erklärte damals, dass Frau H. nur noch drei bis vier Tiere behalten dürfe“, berichtet Karin Stüver, Vorsitzende des Kühlungsborner Katzenschutzvereins. Doch verdichteten sich bis zuletzt die Informationen, dass immer noch weitaus mehr Tiere im Haus seien und sich erneut Katzennachwuchs eingestellt habe.
60 Menschen demonstrierten in Westenbrügge
Mit großer Empörung folgten deshalb am 27. Juni gut 60 Menschen dem Aufruf zur Demonstration in Westenbrügge. Ihr Protest richtete sich vorrangig gegen das Veterinäramt des Landkreises Rostock, das bislang keinen Grund sah, um gegen Regina H. ein dauerhaftes Halteverbot auszusprechen. Gefordert wurde deshalb von den Demonstranten die Ablösung der Chefin Elisabeth Dey. Verärgert zeigten sich die Demonstranten auch darüber, dass sich Minister Till Backhaus in dieser Angelegenheit, obwohl versprochen, nicht engagiere. Für den 5. August riefen die Tierschützer zu einer weiteren Demonstration, diesmal in der Landeshauptstadt, auf. „Wahrscheinlich hat diese Ankündigung zum plötzlichen Sinneswandel in Schwerin und Güstrow geführt“, spekulieren Katzenschützer und Tierrechtler angesichts des unerwarteten Besuchs des Ministers in Westenbrügge.
Backhaus geht es um soziale Verantwortung für einen Menschen
Gegenüber der OSTSEE-ZEITUNG äußert Minister Backhaus: „Ich habe Verständnis, dass es viel Aufregung um die Katzenhaltung in Westenbrügge gibt. Es ist mir aber wichtig, zu betonen, dass es hier nicht um Tierschutz allein geht. Es geht auch um die soziale Verantwortung für einen Menschen. Die Tierhalterin braucht Hilfe und die wird sie auch bekommen.“ Dabei werde sie aber auch selbst mitarbeiten müssen.
„Darum haben wir uns auf folgende Maßnahmen verständigt. Erstens: Das Haus muss wieder in einen bewohnbaren Zustand gebracht werden. Zweitens: Sperrmüll aus dem Haus und vom Grundstück wird entfernt. Drittens: Der Katzenbestand wird reduziert und kastriert und dazu künftig ein Bestandsbuch geführt. Ich bin zuversichtlich, dass wir hier jetzt zu einer Lösung kommen, die allen Interessen entgegenkommt.“
Landkreis ist Hinweisen wiederholt nachgegangen
Michael Fengler, Sprecher des Landkreises, ergänzt: „Hinweisen auf die hilfebedürftige Person und deren Tierhaltung sind die zuständigen Fachbehörden des Landkreises Rostock wiederholt nachgegangen. Dabei war es stets Anliegen, einen hilfebedürftigen Menschen zu unterstützen, damit auch die Tierhaltung besser wird.“ Bei der zuletzt durchgeführten Begehung sei es den Katzen augenscheinlich gut gegangen. „Die Lebensverhältnisse der Halterin sind nur mit Unterstützung zu verbessern.“ Deshalb gehöre neben den vom Minister genannten Maßnahmen auch dazu, die Bewohnbarkeit des Hauses mit behördlicher Unterstützung zu verbessern.Die Fachbehörden des Landkreises seien jedoch auf die Mitwirkung von Frau H. angewiesen, „da sich die Maßnahmen auf deren höchstpersönlichen und damit besonders geschützten Lebensbereich erstreckten“. Die Erfahrungen aus den zurückliegenden Jahren hätten gezeigt, dass die öffentliche Zurschaustellung der hilfebedürftigen Person behördliches Handeln zum Teil erheblich erschwert habe, setzt Fengler hinzu.
Katzenschutzverein sagt Demo in Schwerin ab
Karin Stüver, Katzenschutzvereinschefin, zeigte sich über die überraschende Backhaus-Visite erfreut und kündigte an, der Katzenhalterin, wenn von ihr gewünscht, mit Rat und Tat zur Seite zu stehen: „Wir setzen auf Dialog mit Frau H. und der Kreisverwaltung und hoffen, dass sich nach all den Jahren endlich Entscheidendes tut. Auf die Demonstration in Schwerin werden wir aufgrund der erfreulichen Wendung verzichten.“
Kerstin Wagner, Nachbarin von Frau H., gehörte zu den Anwohnern des Buchenwegs, mit denen Till Backhaus im Anschluss an den Vor-Ort-Termin ein Gespräch führte: „Der Minister hat uns um Mithilfe gebeten und ist dabei auf offene Ohren gestoßen. Wir haben ihm versichert, dass wir auf Frau H. zugehen werden. Hoffentlich kommt die leidige Sache nun endlich zu einem guten Abschluss.“