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Kein Kavaliersdelikt:

Angler bewerfen Seehund in Warnemünde mit Steinen

Robben1Jahrelang waren die Robben fast aus der Ostsee verschwunden. Mittlerweile lassen sie sich immer öfter vor der Küste Warnemündes blicken. Doch nicht alle scheint das zu freuen: Vor Kurzem haben Angler eines der Tiere mit Steinen beworfen. Auch Mitarbeiter des Robbenforschungszentrums sind schon angepöbelt worden.
Rostock. Wenn Robben vor der Küste Warnemündes auftauchen, ist das für viele Menschen noch immer eine Sensation. Schließlich waren die Tiere mit den großen Kulleraugen lange Zeit fast aus der Ostsee verschwunden. Seit einigen Jahren aber wachsen die Bestände wieder und die Meeressäuger werden immer öfter in freier Wildbahn gesichtet.
Doch nicht alle scheinen sich über die Rückkehr der Raubtiere in ihren natürlichen Lebensraum zu freuen, wie Prof. Guido Dehnhardt, Leiter des Marine Science Centers in Hohe Düne, bestätigt. Erst vor wenigen Tagen sind Mitarbeiter des Robbenforschungszentrums Zeugen davon geworden, wie Angler einen Seehund mit Steinen beworfen haben.
Dringender Appell: Vorfälle melden
Dieser soll die Männer zunächst aus der Ferne beobachtet und sich ihnen schließlich neugierig genähert haben. Aus Angst, der Meeressäuger könnte die umherschwimmenden Fische vertreiben, soll einer der Angler mehrmals zum Wurf ausgeholt haben. „Das geht gar nicht“, ist Dehnhardt sauer und appelliert an Beobachter solcher Szenen, diese dringend zu melden. „Am besten direkt bei der Polizei. In solchen Fällen können wir als Forschungseinrichtung nur wenig machen.“
Dabei habe das Team von Robben-Experten bereits mehrmals das Gespräch mit den Übeltätern gesucht – nicht nur wegen der tätlichen Angriffe auf die Meeresbewohner.
Mitarbeiter von Anglern angepöbelt
Da die Wissenschaftler seit Beginn der Corona-Pandemie nach einem strengen Notfallplan arbeiten, sind sie darauf angewiesen, dass sie mit dem Auto direkt an das Forschungsschiff heranfahren können. „Das ist notwendig, weil wir derzeit in Zweierteams arbeiten, die sich bei der Betreuung abwechseln. Damit eine Ansteckung untereinander und auch der Tiere verhindert werden kann, dürfen sich die einzelnen Paare unter gar keinen Umständen begegnen“, meint Dehnhardt.
Um aber zum Zentrum zu gelangen, müssen die Forscher zunächst die Ostmole passieren – den Ort, an dem sich die Angler regelmäßig ausbreiten, um ihrem Hobby nachzugehen. „Obwohl es sich bei der Strecke um einen Betriebsweg handelt, den wir priorisiert nutzen können, werden wir regelmäßig angepöbelt“, berichtet Dehnhardt. „Häufig kommt der Vorwurf, dass es unsere Tiere seien, die ihnen die Fangquoten versauen. Da helfen keine Erklärungen mehr.“ Dabei handle es sich bei den Robben nicht um Bewohner der Forschungsstation, sondern um frei lebende Meeressäuger – darunter Seehund Anton.
Robben 2Wenn die Neugier zum Verhängnis wird
Dass ein Seehund so zutraulich ist, sei ungewöhnlich. „Anders als Kegelrobben sind die Tiere normalerweise sehr scheu“, sagt Dehnhardt. Nicht aber Anton – so haben die Forscher die neugierige Robbe liebevoll getauft. Der scheint die Nähe zu Menschen regelrecht zu suchen. „Wenn wir an unserer Anlage bauen, kommt er oft vorbei, schaut uns durch den Zaun hinweg beim Arbeiten zu und macht Saltos“, erzählt der Leiter des Zentrums. Dieses Verhalten deute
darauf hin, dass der Meeresbewohner in einer Aufzuchtstation groß geworden ist und die Anwesenheit von Zweibeinern sucht.
Ein Verhalten, das der Experte nicht gerne sieht. Er befürchtet, dass dies dem Männchen früher oder später zum Verhängnis werden könnte. „Er hat jetzt mehrfach faustgroße Steine an den Kopf geworfen bekommen. Das kann zu schweren Verletzungen führen“, so Dehnhardt.
Vor einigen Jahren habe es bereits einen ähnlichen Fall gegeben, als Seehund Horst regelmäßig am Ufer zu Gast war. Furchtlos gab er sich den Passanten hin – und wurde von Hunden angegriffen. Am Ende soll das Weibchen mit dem maskulinen Namen gar nicht mehr gut ausgesehen haben. „Es ist einfach nur traurig zu sehen, wie Menschen mit solchen Lebewesen umgehen. Dabei ist es strafbar, wilde Tiere zu verletzen. Das gehört angezeigt.“
Quelle Ostseezeitung Von Susanne Gidzinski