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Nach Bissen:

Tierschützer fordern Hundeführerschein

SachkundeListe über gefährliche Hunderassen bleibt umstritten
Von Katharina Ahlers
Rostock. Der Deutsche Tierschutzbund fordert die Abschaffung der Rasseliste und stattdessen das Einführen eines Hundeführerscheines für jeden Halter. „Einen Hund nur seiner Rasse wegen als gefährlich einzustufen, ist nicht zielführend“, sagt Kerstin Lenz vom Landesverband MV. Halter von Tieren, die auf der Rasseliste aufgeführt sind, wie American Pitbull Terrier oder American Staffordshire Terrier, müssen Auflagen erfüllen. Statistiken würden allerdings zeigen, dass Beißattacken von Hunden aller Rassen ausgehen können. Lenz: „Einen Hundeführerschein, bei dem sich Besitzer aller Rassen mit der Haltung auseinandersetzen müssen, begrüßen wir.“

Nach dem jüngsten Angriff eines Rottweilers auf seinen Besitzer Anfang November in Rostock – das Tier wurde jetzt eingeschläfert – fordert die Tierschutzorganisation „Peta“ für MV die Einführung eines verbindlichen Hundeführerscheins nach niedersächsischem Vorbild. „Viele Menschen können ihre Vierbeiner nicht richtig einschätzen, was oftmals zu solch schlimmen Vorfällen wie in Rostock führt“, so Jana Hoger von „Peta“. „Jeder Hund, der falsch gehalten oder behandelt wird, kann zu einer Gefahr für Mensch und Tier werden.“

Im Kreis Vorpommern-Greifswald wurden für das Jahr 2018 insgesamt 84 Hundebissverletzungen gemeldet, in Rostock sind es in diesem Jahr bereits 23. In der Stadt Stralsund waren es zwischen Januar 2018 und November 2019 insgesamt 21. In 13 Fällen wurden Menschen, in sieben anderen Hunde verletzt. Ein Hund in Stralsund wurde durch den Biss eines Artgenossen getötet. Zu den Angreifern gehörten neben einem American Staffordshire Terrier auch ein Labrador, ein Golden Retriever und ein Jack Russell Terrier. Die Linke fordert eine Überarbeitung der Hundehalterverordnung aus dem Jahr 2000. „Für uns ist klar, dass das Problem am anderen Ende der Leine angegangen werden muss“, betont Fraktionschefin Simone Oldenburg. „Kampfhund- beziehungsweise Rasselisten sind kein geeigneter Weg, um die Gefährlichkeit von Hunden festzustellen. Sie gehören abgeschafft.“ Die meisten Beißvorfälle in Mecklenburg- Vorpommern habe es bei Hunden gegeben, die nicht auf der in MV gültigen Rasseliste stehen. Ähnlich sieht das die SPD. „Zum Beginn des kommenden Jahres wird sich die SPD-Landtagsfraktion im Zuge der ohnehin notwendigen Novelle der Verordnung über das Führen und Halten von Hunden auch damit beschäftigen, ob gegebenenfalls Änderungen in Richtung eines solchen Hundeführerscheins angezeigt erscheinen“, sagt Elisabeth Aßmann, tierschutzpolitische Sprecherin.

„Gegen eine Evaluation hätte ich nichts einzuwenden“, sagt Marc Reinhardt (CDU). Der innenpolitische Sprecher betont jedoch, dass die CDU mit den bisher bestehenden Regelungen einverstanden ist. Diese hätten sich bewährt und daher gebe es keinen großen Änderungsbedarf.

Quelle: Ostseezeitung