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Engagement

für Mensch und Tier in Not

Tafel135 Vierbeiner werden regelmäßig bei der Rostocker Tiertafel in Evershagen versorgt/ Hemmschwelle ist groß

Von Susanne Gidzinski

Evershagen. Zwischen deckenhohen Regalen läuft Denise Oettel auf und ab. In den Händen hält sie eine große Kiste. Eifrig packt sie Dosenfutter, Leckerlis und Zubehör für Hunde hinein. „Jeder Vierbeiner hat seine eigenen Bedürfnisse“, betont die 39-Jährige. Welche das sind, weiß sie genau. Denn viele ihrer Schützlinge kennt die ehrenamtliche Mitarbeiterin der Tiertafel Rostock bereits seit Jahren.

Rund 21 Pakete für insgesamt 35 Haustiere stellt sie jeden Monat zusammen. Anhand einer Checkliste überprüft sie das Inventar und bereitet die bevorstehende Futterausgabe vor. An jedem zweiten Sonnabend öffnet die Tafel ihre Türen in der Messestraße 20 für Bedürftige. Hauptsächlich geht Futter für Hunde und Katzen über die Theke, doch auch ihre Halter bekommen hier Unterstützung.

Die Hemmschwelle, Hilfe in Anspruch zu nehmen, sei oftmals groß, wie Sebastian Göllner, Vorstandsvorsitzender der Tiertafel Rostock, berichtet. Bereits mehrfach habe er erlebt, dass Menschen sich selbst vernachlässigt haben, nur um ihren Tieren ein sorgenfreies Leben zu bescheren. „Der Schritt, zu uns zu kommen, kostet eine Menge Überwindung und wird nur von den Wenigsten gewagt.“ Dabei betont er: „Niemand muss Angst haben. Wir sind da, um zu unterstützen.“

„Dass man in solch eine Lage gerät, kann jedem passieren“, wirft Oettel ein. Sie selbst ist Besitzerin von drei Hunden. In schweren Zeiten ist ein Haustier mehr als nur ein Haustier. Es ist ein Freund, ein Zuhörer, ein bedingungsloser Wegbegleiter. „Damit die Leute dann das bisschen Geld, was ihnen zum Leben bleibt, nicht auch noch für ihre Lieblinge ausgeben müssen, haben wir die Tiertafel gegründet“, erklärt Göllner. Tierhalter, die in eine Notlage geraten sind, erhalten jeden Monat Tiernahrung für rund 20 Tage. Für die anderen zehn müssen die Besitzer selbst aufkommen. Auch Zubehör, wie Katzenstreu, Leinen und Näpfe werden ausgeteilt. Vorausgesetzt, die Bedürftigkeit kann anhand einer Bescheinigung nachgewiesen werden. Unterstützt werden bis zu drei Tiere pro Haushalt.

Seit 2016 gibt es die Tafel für Vierbeiner in der Hansestadt. „Man baut Beziehungen auf. Wenn die Leute erzählen, was sie alles durchgemacht haben oder man mitbekommt, dass ein Tier stirbt, nimmt das einen manchmal ganz schön mit“, berichtet Göllner, der selbst Halter eines drei Jahre alten Hundes ist. Umso wichtiger sei es, sich davon abzugrenzen und die Probleme nicht mit nach Hause zu nehmen.

Doch genau das sei nicht immer einfach. Hin und wieder haben es die Helfer mit stark vernachlässigten Tieren zu tun. Ein Fall ist dem Vorsitzendem besonders im Gedächtnis geblieben: „Da war ein Mann, der sich kaum um seinen Hund gekümmert hat“, erinnert er sich. Der Vierbeiner sei selten an die frische Luft gekommen und sein Fell war übersät von Flöhen. Zusammen mit dem Besitzer haben die Ehrenamtler dem Tier geholfen. „So etwas kommt eher selten vor. Der Halter war zudem sehr einsichtig. Heute geht es dem Hund gut“, berichtet Göllner.

„Wir sind nicht nur für die Tiere da“, betont er. Auch für die Halter haben die Mitarbeiter stets ein offenes Ohr und Ratschläge parat. „Die Zeit nimmt man sich einfach. Wo wir können, helfen wir“, fügt Denise Oettel hinzu. Für die Angestellte in der Gastronomie ist die Tätigkeit bei der Tiertafel eine willkommene Abwechslung. Sie sagt: „Mir ist es wichtig, nicht nur mit Spenden zu helfen. Ich möchte aktiv sein und den Menschen unter die Arme grei- fen. Die Dankbarkeit, die uns entgegengebracht wird, ist unbeschreiblich.“

Weil Tiere nicht nur verpflegt, sondern auch medizinisch versorgt werden müssen, möchte die Rostocker Tiertafel Halter im Bedarfsfall auch bei der Begleichung von Arztkosten unterstützen. „Das ist etwas, was wir uns für die Tafel2Zukunft vorgenommen haben. Wir hatten diesbezüglich mehrere Anfragen“, bestätigt Göllner. Tierarztrechnungen können oftmals ungemein hoch sein, vor allem, wenn es sich um Notbehandlungen handle. „Wir möchten sicherstellen, dass die Tiere nicht unter den fehlenden finanziellen Mitteln ihrer Halter leiden müssen.“ Denise Oettel, aktives Mitglied der Tiertafel, Rostock packt eine Kiste mit allem, was das Hundeherz begehrt.

Helfen und helfen lassen Wer die Tiertafel unterstützen möchte, kann sowohl Futter- als auch Sachspenden bei den regelmäßig stattfindenden Sprechzeiten vorbeibringen. Immer montags zwischen 16 und 18 Uhr sind die Ehrenamtler in der Messestraße 20 zu finden. Geldspenden können auch an folgendes Konto geschickt werden: IBAN: DE48 1305 0000 0201 0713 71, BIC: NOLADE21ROS Die Futterausgaben finden an jedem zweiten Sonnabend im Monat zwischen 10 und 12 Uhr statt. Eine Anmeldung über einen gesonderten Antrag ist erforderlich, kann aber auch vor Ort erfolgen.

Quelle: Ostseezeitung