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Tierschützer

vor Gericht

TierschutzGerichtVerschwundene Gelder im ehemaligen Plauer Verein beschäftigen die Schweriner Justiz

Von Mona Laudan

PLAU AM SEE „Was auch immer heute passiert – das Tierheim kriegen wir nicht wieder.“ Uta Kaßler sitzt vor dem Saal im Schweriner Amtsgericht, wo gleich die Strafsache gegen Achim J. eröffnet werden soll. Der Vorwurf: Nicht- Entrichtung von Sozialversicherungsbeiträgen und Geldentnahme vom vereinseigenen Konto.

Rückblick: Im Jahr 2014 begann Achim J. im Tierschutzverein Plau am See Sozialstunden abzuleisten. „Er hat sich um die Hunde gekümmert, Pflegetiere mit nach Hause genommen…“, erinnert sich Uta Kaßler, damalige Vorsitzende des Vereins. Als der Vorsitz im Jahr 2016 an Achim J. ging, liefen die Geschäfte in dem seit 1994 bestehenden Verein anders. Er zog die Geldkarte von dem Vereinskonto für sich ein. Von nun an hatten nur er und die zweite Vorsitzende, Grit R., Zugriff darauf. Die Geldgeschäfte – eigentlich als gewählte Schatzmeisterin Kaßlers Metier – übernahm er von August 2016 an selbst. Beträge aus der Handkasse verschwanden, nicht belegbare Barabhebungen mehrten sich, Abgabegebühren der Tiere, insgesamt laut den ehemaligen Vereinsmitgliedern mehrere tausend Euro, waren einfach verschwunden. Zwei Tierpflegerinnen wurden von Achim J. fest angestellt, welche sich der Verein unter normalen Umständen nicht hätte leisten können: Durchschnittlich gab der Verein im Jahr zwischen 18 000 und 21 000 Euro für das Tierwohl, Ein- Euro-Jobber und „Bufdis“, Mitarbeiter im Bundesfreiwilligendienst, aus – alles finanziert aus Spenden und Mitgliedsbeiträgen. Kaum vorstellbar, zwei Mitarbeiterinnen für insgesamt 5000 Euro monatlich zu beschäftigen. Achim J. begründete es mit einem „Drei-Stufen-Modell“, in welchem 70 Prozent des Lohns das Arbeitsamt übernehmen sollte. Nach viel Geheimnistuerei platzte dann die Bombe: Im Juni 2017 musste das Tierheim Insolvenz anmelden.

Bis heute haben sich Schulden von insgesamt 42 000 Euro angehäuft. Futtermittel, Tierarztkosten, Heizöllieferungen, Arbeitskleidung, Lohnkosten und selbst ominöse Gegenstände wie ein Paar Kopfhörer, welches niemand im Tierheim jemals zu Gesicht bekam, gehören dazu. Tatbestand im Amtsgericht war auch eine Geldentnahme vom Vereinskonto für eine 2000 Euro teure Waschmaschine. Letztendlich kostete sie nur knapp 400 Euro. 1000 Euro sind zurückgeflossen. Wo der Rest sei?

Achim J. kann wenig dazu beisteuern. Zwar hatte er laut eigener Aussage einen Online- Zugang zum Konto, tätigte aber keinerlei Überweisungen. Und die Geheimzahl schon gar nicht. Zugegeben, „ich bin meiner Aufsichtspflicht nicht nachgekommen“, beteuert er im Gerichtssaal. Aber: „Ich habe nie Geld vom Verein für eigene Zwecke genutzt.“

Ende Februar wird es einen weiteren Termin im Schweriner Amtsgericht geben. So oder so Pech für den Plauer Tierschutz. Der Verein entschied sich im Oktober 2017 für die Auflösung. Eine Tatsache, die Uta Kaßler noch immer schmerzt: „Früher hatten wir im Jahr gut 30 Hunde und 140 Katzen. Die sind ja nicht verschwunden, bloß weil es den Verein nicht mehr gibt.“

Quelle: Schweriner Volkszeitung